Predigt: Gott richtet auf!

Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule Schweinfurt, Dreieinigkeitskirche 26.10.2015

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer! 

Heute starten Sie wieder in die „Winterschule“, wie das früher hieß. Das letzte Jahr war, nach allem, was ich so gehört habe, nicht besonders gut für die Landwirtschaft. Heiß und trocken, Winzer müsste man sein. Aber alles andere war wirklich mager, egal, ob Getreide, Mais oder Zuckerrüben. Und die Milchpreise sind mal wieder im Keller, wie alle paar Jahre. Lohnt sich das überhaupt noch, der ganze Aufwand? Kann mein Betrieb überhaupt finanziell überleben? Dazu kommt der harte Wettbewerb zwischen den Betrieben um Pachtflächen, die hohen Pachtzahlungen, all das. 

Wenn das wenigstens alles wäre. Dazu kommen dann noch die Ansprüche der Verbraucher an Tierwohl und Pflanzenschutz. Immer mehr Qualität sollen Sie liefern, aber es darf bitteschön nicht mehr kosten, denn bezahlen will das ja keiner. Oder jedenfalls fast keiner. Manche von Ihnen werden von den Sorgen und Nöten vermutlich fast aufgefressen. Es scheint unmöglich zu sein, so weiterzumachen. Da kann einen schon mal die Verzweiflung packen. 

Am Tag meiner Ordination, heute vor 17 Jahren und zwei Tagen, hat mir damals ein guter Freund einen Bibelvers gesagt. Ich erinnere mich heute noch daran. Und ich finde, er passt ganz ausgezeichnet gerade auch in einer Landwirtschaftsschule am Beginn des neuen Jahres. Der Gott aller Gnade wird dich aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. (1. Petrus 5,10)

Aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 

Wie oft geht uns das so, dass wir im wahrsten Sinn des Wortes niedergedrückt sind. Schlecht gelaunt, gestresst. Etwas ist nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Doch Gott sagt: Ich will dich aufrichten. Das heißt: Ich will deinen Rücken stärken, dass er gerade ist. Ich will deinen Blick nach vorne richten. Nicht vor dir auf den Boden, sondern in die Weite. Dort findest du neue Ziele, neue Perspektiven. 

Als ich jetzt im Zusammenhang mit dem heutigen Gottesdienst über diesen Vers nachgedacht habe, da musste ich an einen Weizenhalm denken. Einen, dem es nicht so gut geht. Vielleicht hat die Sonne zu stark geschienen, vielleicht auch zu wenig und es gab zu viel Regen. Oder was es auch immer an Gründen dafür gibt, dass so ein Halm gewissermaßen den Kopf hängen lässt. „Ich will dich aufrichten“, sagt Gott. Wie ein guter Landwirt, der weiß, was dieser Weizenhalm jetzt braucht.

Aber das alleine reicht nicht: Einmal aufgerichtet, das bringt gar nichts. Wenn jetzt nichts passiert, fällt er gleich wieder um. Also: Ich will dich stärken. Was braucht so ein Weizenhalm? Vielleicht etwas Dünger, was auch immer. Das wissen Sie besser als ich. Aber: Was brauchen Sie? Was ist sozusagen der Dünger für Ihr Leben? Gott sagt den Satz zu Ihnen: ich will dich stärken. Lassen Sie das zu? Erwarten Sie sich etwas von diesem Gott? 

Das nächste scheint auf den ersten Blick genau das gleiche zu sein: Ich will dich kräftigen. Vielleicht ist es ja so gemeint, dass „stärken“ erst mal so etwas wie die Erste Hilfe ist, „kräftigen“ aber meint: auf Dauer. Ich, Gott, ich gebe dir Kraft. Kraft, alles das zu bewältigen, was auf dich zukommt. Kraft, so wie dem Weizenhalm die Kraft gegeben ist, senkrecht stehenzubleiben – ein kleines Wunder für sich, dieses schmale, hohe Gewächs. 

Das letzte Wort: Ich will dich gründen. Das seltsamste von allen. Für den Weizenhalm heißt das vielleicht: Ich stelle dich auf einen guten Grund, einen guten Boden, auf dem du gedeihen kannst. Und für uns Menschen? Auch für uns will Gott einen guten Boden bereiten. Dabei kann es durchaus sein, dass uns einiges von dem, was wir erleben, nicht so unbedingt gut gefällt. Vielleicht wird auch unser Untergrund manchmal so umgepflügt, dass wir das Gefühl haben: Da geht nichts mehr, ich verliere den Halt. Aber Gott sagt: Ich gründe dich. Vertraue darauf. Ich bereite dir einen guten Boden. Ich will dich aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 


Amen.