unverhoffte Freundlichkeit und sinnlose Schönheit

In letzter Zeit werde ich auf Facebook immer öfter zu sehr seltsamen Aktionen eingeladen. „Lasst uns mal probieren, ob wir den Facebook-Server in die Knie zwingen können, wenn wir uns alle gleichzeitig anmelden“ (Ja klar, 2000 Anmeldungen sind natürlich ein großes Problem für einen Server, der 600 Millionen Benutzer verwaltet) Oder: „Lasst uns alle gleichzeitig bei McDonalds einen Burger bestellen, mal sehen, wie viele die schaffen“. Gut, da hat wenigstens McDonalds was davon. Die neueste: „Lasst uns alle an einem bestimmten Tag krank feiern, mal sehen, welche Auswirkungen das auf Deutschland hat“. Da sage ich jetzt mal lieber gar nichts dazu.

Was mich ärgert ist die Zielrichtung all dieser Aktionen. Irgendwie geht es immer darum, etwas kaputt zu machen. Zu stören. Zu sehen, wie viel Verwirrung oder Schaden wir anrichten können. Gut, macht nur, wenn ihr meint, dass es das wert ist. Aber warum dreht ihr die Sache nicht einfach um? Warum schließt ihr euch nicht zusammen, um zu sehen, wie wir die Welt ein bisschen schöner machen können?

Wie wäre es mit „mal sehen, was passiert, wenn jeder von uns heute einem Obdachlosen was zu Essen gibt und fünf Minuten mit ihm redet.“ Oder „mal sehen, was passiert, wenn wir alle am gleichen Tag auf trostlosen Flächen Blumensamen ausstreuen“. Oder einfach nur „lasst uns jeder heute irgend eine gute Tat vollbringen“ - ach nein, das gibt's schon, das sind ja die Pfadfinder. Oder „was passiert, wenn jeder, der diese Sendung sieht, mindestens eine Mark für Äthiopien spendet“ - ach, das gab's auch schon, das war der Beginn von „Menschen für Menschen“ mit Karlheinz Böhm.

Aber gerade diese letzte Geschichte ist für mich der Beweis: Wir können die Welt verändern, wenn wir uns zusammenschließen. Wir können Gutes bewirken. Viel mehr, als wir uns das vorstellen können.

„Practice random kindness and senseless acts of beauty“ – dieser Satz taucht immer wieder mal bei mir auf. Er hat sich sozusagen in mein Unterbewusstsein geschlichen, denn ich könnte nicht sagen, ob er auf irgendwelchen Rechnungen steht – ich glaube fast ja, könnte aber nicht sagen, von wem – oder in der Email-Signatur eines Menschen, mit dem ich regelmäßig Kontakt habe. In meinem Mail-Archiv habe ich jedenfalls nichts gefunden.

„Practice random kindness and senseless acts of beauty“ – ungefähr übersetzt: Übe unverhoffte Freundlichkeit und sinnlose Schönheit. Der Satz geht laut Wikipedia zurück auf die Autorin Anne Herbert und wurde zum Motto für viele Menschen auf der Welt. Sicher ist das ein bisschen anstrengender und erfordert mehr Kreativität, als einen Burger zu kaufen oder sich krank zu melden. Aber wäre das nicht eine schöne Sache, wenn sich nur ein Mensch in meinem Umkreis an diesem Tag freut und mit einem Lächeln durch den Tag geht?

Darum lade ich zu so einem Tag ein. Am Montag, den 11. April. Mal sehen, um wie viel schöner wir die Welt an diesem Tag machen können. Berichten Sie doch, was Sie erlebt haben. Hier im Blog oder auf der Veranstaltungs-Seite auf Facebook. Ich bin sehr gespannt. 

Comments

 

Immer werden es die jüngeren sein, die auch durch manchmal destruktive Haltungen und/oder Handlungen etwas bewegen wollen. Es ist ihr VORRECHT. Und ihre Pflicht, um Dinge zu bewegen. Stillstand und Bewahrung von Gesamtzuständen ist nur was für alte Leute.

Ich finde es cool, wenn Menschen sich –auch gerne im Netz- zu positiven Bewegungen zusammentun. So entstanden schon viele gute Dinge, überall auf der Welt.

Hört man sich etwas um, erfährt man eine Menge davon. Ich war kürzlich in Russland. Dort gab es ab den 1920er Jahren eine bolschewistische Jugendbewegung nach einem Kinderbuch. In „Timur und sein Trupp“ hatten sich junge Leute vorgenommen, selbst etwas für die Sicherheit und gegen die bittere Armut der älteren Menschen zu tun. Hatten auch Erfolg. Abgesehen von dem klar politischen Hintergrund, war es eine gute Idee. Kann man so was irgendwie auf das Internetzeitalter adaptieren? Wäre bestimmt eine Menge unverhoffte Freundlichkeit.

Wow, schon über 1.000 Mitmacher auf FB. Das wird ja eine Welle von sinnloser Schönheit und unverhoffter Freundlichkeit die morgen durch D geht. 

Die Zahl der Teilnehmenden zeigt aber eins: dass es auch ganz viele Menschen gibt die sich nach dem Schönen und dem Positiven sehnen und nicht nach dem was du in deinem Post beschreibst. Es gibt also noch Hoffnung :-)

Ich freu mich schon. Dir und deiner Familie einen schönen Sonntag.