Das volle Leben

 

Predigt zum Schaustellergottesdienst

Schweinfurt, 13.6.2010

 

Text: Mt 6, 25-34

Jesus spricht: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?

26 Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?

27 Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?

28 Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.

29 Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.

30 Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!

31 Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?

32 Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.

33 Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.

34 Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.


 

G = Günter Schmitt
H = Heiko Kuschel
 

H Ach, ich finde das so einen wunderschönen Text. Seht die Vögel unter dem Himmel an. Die sorgen sich gar nicht um ihr Leben. Und wir? Wir denken glaube ich viel zu viel nach. Wir planen und grübeln, was alles werden könnte. Aber an so einem Tag auf dem Volksfest, da kann man das alles einfach mal beiseite schieben und vergessen.

G Ja, ich bin auch sehr gern auf dem Volksfest. Ich muss gar nicht unbedingt auf diese ganzen großen Fahrgeschäfte drauf. Aber einfach so durch die Masse schlendern, das bunte Leben genießen, vielleicht mal ein paar Leute treffen: Das finde ich schön, das kann ich genießen.

H Was, du willst nicht auf die großen Dinger drauf? Nicht mal aufs Riesenrad? Haste Angst, oder?

G Na ja, so ein bisschen Flugangst hab ich ja schon...

H Eigentlich sagt Jesus ja was ganz anders. Er sagt: Sorgt euch nicht. Aber ich kann das schon verstehen. Bei manchen Fahrgeschäften wird mir auch ganz schön mulmig. Ich denk mir halt: Die anderen, die drauf waren, die habens ja auch überlebt. Und spätestens, wenn dann meine Tochter sagt, sie will da mitfahren, kann ich sie da doch nicht allein lassen... Man muss halt Vertrauen haben. In die Leute, die das Gerät aufgebaut haben. Und in die Technik, dass sie funktioniert. Der Haltebügel macht ja genau das: Er hält mich fest. Für mich ist das auch ein Symbol für das, was Jesus meint: Sorgt euch nicht, auch wenns in eurem Leben mal drunter und drüber geht. Gott hält euch fest, wie so ein Haltebügel. Der hilft mir übrigens auch nicht, wenn mir mal übel wird auf so einem Teil, aber er bewahrt mich vor wirklich schlimmen Folgen.

G Aber immer bewahrt uns Gott doch auch nicht vor Krankheit, nicht mal vor dem Tod. Ist er dann wie ein kaputter Haltebügel, oder was?

H Nein, ich glaube nicht. Ich denke schon, dass Gott da ist. Dass er uns hält. Dass wir uns letzten Endes keine Sorgen machen müssen. Gott ist da, er ist dabei. Auch dann, wenns uns schlecht geht, wenns im Leben rauf und runter geht. Eben wie auf der Achterbahn.

G Also, ich brauch das mit den großen Fahrgeschäften trotzdem nicht. Ich genieße viel lieber die kleinen Stände. Bleibe da mal stehen und dort, lass mich einfach treiben, den Nervenkitzel brauch ich nicht.

H Schon gut. Ich mach das ja auch gern. Einfach diese bunte Vielfalt genießen. Was für unterschiedliche Menschen da so rumlaufen.

G Ja, und diese Vielfalt an Geschäften. Schon allein, wenn ich mir was zu Essen kaufen will, was es da alles gibt... Auch das finde ich faszinierend. Wie bunt das Leben sein kann. Wie unterschiedlich wir Menschen sind. Da spüre ich: Gott ist anwesend. Mitten in dieser Buntheit, Vielfalt und Offenheit.

H Ja, und dann noch die vielen Schausteller, die hier am Platz sind. Die haben aber manchmal ganz schöne Sorgen.

G Was meinst du?

H Na ja, stell dir vor: Deine ganze Existenz hängt von einem solchen Geschäft ab. Wenn das kaputtgeht, dann hast du nichts mehr. Das sind teilweise ja wirklich Millionenbeträge. Und die Betreiber von den kleineren Geschäften, die müssen immer da sein. Krank sein, das gibt's da nicht. Der Stand muss ja geöffnet sein, sonst verdient man nichts und hat nächstes Jahr womöglich den Standplatz verloren. Also, egal, ob kleine oder große Betriebe: Die haben echt Sorgen, die ich nicht haben möchte.

G Aber auch für die Schausteller gilt: Sorgt euch nicht! Gott sorgt für euch. Er ist da und begleitet euch. Er hält euch in seiner Hand.

H Amen