Wagenkirche: Kirchenfrühjahrsputz

Heiko (steigt mit Putzeimer auf eine Leiter) Herzlich willkommen zur Wagenkirche!

Mensch Heiko, letztes Mal ein Stuhl, heute schon eine Leiter. Wie hoch willst du denn noch hinaus?

Ach Günter, es ist doch Frühling! Auch wenn das Wetter es noch nicht so ganz glauben will. Da ist Frühjahrsputz dran! Und letztes Mal hab ich gesehen, wie dreckig unsere Kirche ist. Die muss dringend geputzt werden. Das mach ich jetzt.

Wagenkirche: Neue Perspektiven

(steigt auf einen Stuhl) Herzlich willkommen zur heutigen Wagenkirche! Wir machen schnell noch eine Runde, bevor es wieder Winter wird und wir pausieren müssen.

He, Heiko, was machst du denn da oben?

Kennst du den Film „Der Club der toten Dichter“? Da steigt der Lehrer auch mal auf einen Stuhl und lässt seine Schüler drauf steigen. Einfach, um die Dinge mal anders wahrzunehmen. Aus einer anderen Perspektive. Wenn ich mir dich so anschaue, siehst du von hier oben noch viel mehr nach werdendem Opa aus, wenn ich mir deine Haare so von hier betrachte ...

Wort in den Tag: Ökumene!

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Schon komisch irgendwie, dass in dieser für die katholische Kirche so wichtigen Woche ausgerechnet ein evangelischer Pfarrer im Radio die Worte in den Tag spricht. Auch, wenn ich nicht direkt betroffen bin, verfolge ich das doch sehr genau, was da in Rom in diesen Tagen geschieht. Denn die Zukunft unserer römisch-katholischen Schwesterkirche geht uns alle an.

Wird sie sich verändern, modernisieren? Wird der neue Papst auf Erneuerung setzen oder lieber auf Tradition und die unverfälschte Lehre? Wie wird die Ökumene vorankommen, wie der Dialog mit anderen Religionen?

Auch ich als Protestant begleite das Konklave und den neuen Papst mit meinem Gebet. Und ich lade Sie ein, das auch zu tun. Auch dann, wenn Sie gar nicht dem christlichen Glauben angehören. Denn egal, ob evangelisch, katholisch, muslimisch, buddhistisch, jüdisch, atheistisch oder was auch immer: Wir leben gemeinsam auf dieser Welt. Nur gemeinsam können wir diese Welt zu einer besseren Welt machen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute etwas davon spüren: Sie sind nicht allein. Andere sind mit Ihnen gemeinsam auf dem Weg.

Ihr Pfarrer Heiko Kuschel von der evangelischen Citykirche Schweinfurt.

Wagenkirche: Der Papst allein macht's nicht

Na Heiko, jetzt bist du platt. Die katholische Kirche will sich erneuern, indem der Papst in Ruhestand geht. Die Leute hier sagen ja, dass sie eigentlich gar keinen brauchen und wenn, dann einen moderneren. Was sagst du als Evangelischer dazu?

Naja, ob ein Rücktritt alles neu macht, wage ich zu bezweifeln. Da muss mehr passieren. Das ist ja, wie im Fußball. Der Trainer geht und alle glauben, es wird alles besser, aber die Spieler kicken genauso müde weiter wie bisher.

Du meinst also, dass es an den Katholiken selber liegt, dass sie momentan in vielen Dingen die Loserkarte gezogen haben?

Ansprache beim MehrWegGottesdienst 17.2.2013: Überraschung!

- heute leider keine Aufnahme zum Nachhören -

Überraschung!

Ja, ich muss gestehen, der Papst hat mich überrascht. Und dass ich mal eine so wichtige Neuigkeit aus diesen Monitoren in der Stadtgalerie zuerst erfahren würde, hat mich fast noch mehr überrascht. Diese Überraschung ist Benedikt XVI wirklich gelungen. Lange geplant, so wie es aussieht, nun bekannt gemacht worden.

Manche finden's gut und richtig, manche können sich gar nicht damit abfinden. Unbequem ist es auf jeden Fall. Wir müssen uns auf Neues, Ungewohntes einstellen. Den gewohnten Trott verlassen. Neue Wege gehen, wo die alten doch vielleicht ganz bequem waren. Und was kommt nach? Vielleicht endlich mal ein Papst, der die Erneuerung der katholischen Kirche vorantreibt, wie manche meinen? Oder einer aus Afrika, der dann überraschenderweise für uns Deutsche noch viel konservativer wirkt als Benedikt XVI? Überraschung führt zu Unsicherheit.

Gibt's hier eigentlich noch Christen außer mir?

Ganz Deutschland ist von Kirchengegnern besetzt. Ganz Deutschland? Nein: Ein kleines, völlig gestriges Häuflein Kirchentreuer lädt einen alten Mann namens Papst ein, sie zu unterstützen – gegen den Willen der überwältigenden Mehrheit der Deutschen.

Diesen Eindruck konnte man jedenfalls gewinnen, wenn man in den letzten Wochen die Medien und vor allem auch Twitter verfolgte. Fast bekam ich als evangelischer Pfarrer schon ein schlechtes Gewissen, dass ich andere mit meiner christlichen Botschaft belästige. Was einem da an Häme und Feindschaft entgegenschlug, war teilweise wirklich nur noch schwer zu ertragen. Nein, ich habe wirklich nichts gegen eine – durchaus auch heftige – Auseinandersetzung um Glaubensfragen und um Fragen der Ethik, der Kirchengeschichte und was weiß ich. Aber mit Menschen, die meinen Glauben lächerlich machen, ist es sehr schwer zu diskutieren.

Wagenkirche: Papst und Ökumene

 

Na, du hast im Moment auch Hochbetrieb, oder?

Das kannste laut sagen, Nacht der Offenen Kirchen, da ist ganz schön was zu organisieren hier.

Äh – ich meinte eigentlich: Du bist doch katholisch. Und der Papst ist da.

Ach so – na ja, so viel Zeit hab ich dafür eigentlich grade nicht. Mir ist wichtiger, was hier vor Ort passiert.

Papstbesuch: Ökumene gibt's woanders.

Eines meiner wichtigsten Anliegen ist die Ökumene. Nicht nur evangelisch-katholisch, sondern die Arbeit an der Verständigung zwischen den verschiedensten Konfessionen. Ich finde es ganz fantastisch, dass bei der Nacht der Offenen Kirchen nun auch die evangelisch-methodistische Kirche dabei ist, neben der doch ungleich größeren römisch-katholischen und meiner evangelisch-lutherischen. Und der Mensch, mit dem ich im Bereich meiner Citykirchenarbeit am engsten zusammenarbeite, ist mein direkter katholischer Kollege, Günter Schmitt. Jeden Freitag spielen wir zwei die ökumenischen Ochsen, spannen uns selbst vor unsere (ökumenisch finanzierte) Wagenkirche und ziehen sie schwitzend und schnaufend durch die Schweinfurter Innenstadt. Erzählen den Menschen von Gottes Zuwendung und Liebe. Diskutieren mit den Leuten. Da kommt es auch schon mal vor, dass ich als evangelischer Pfarrer eine katholische Position verteidige oder zumindest erkläre. Und andersrum. Theologisch sind wir sowieso ziemlich auf einer Wellenlänge: Wenn der eine eine Dialogpredigt entwirft, kann sich der andere da fast immer problemlos einfügen. So liebe ich Ökumene. So lebe ich sie schon immer.