Nachhaltig leben

Predigt beim Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule Schweinfurt
Schweinfurt, 20.10.2011
Text: 1.Mose 2,15: Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Lieber Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer!

Ein neues Schuljahr beginnt in diesen Tagen. Eine recht ungewöhnliche Schule ist das, in der Sie sich doch auch recht weitgehend in Ihrem Beruf spezialisieren. Auch wenn alles mit Landwirtschaft zu tun hat, werden Ihre Tätigkeiten später doch ziemlich verschieden sein. Eine gute Grundlage soll Ihnen der Schulbesuch hier geben – und möglichst sogar zum Meistertitel führen.

Das Jahr 2011 ist schon bald zu Ende. Das kommende Jahr steht unter einem sehr aktuellen Thema: 2012 wird das Jahr der Nachhaltigkeit. Dass der Begriff aus der Forstwirtschaft stammt, war mir neu, aber wozu gibt's Wikipedia. Aber natürlich wird dieses Schlagwort immer wichtiger, denn wir merken: Genau so, wie ein Forstbetrieb nur dann auf Dauer leben kann, wenn er nicht mehr Holz aus dem Wald entnimmt als nachwächst, genau so ist es auch in allen anderen Bereichen. Wir zerstören auf Dauer unsere eigene Lebensgrundlage, wenn wir anders arbeiten als so. Bestes Beispiel, wenn auch aus einem völlig anderen Bereich, ist die aktuelle Finanzkrise. Staaten, die ständig mehr ausgeben als sie einnehmen, müssen ja irgendwann pleite gehen. Und Banken, die mehr Geld verleihen als sie haben, stehen nicht viel besser da.

Eigentlich eine Binsenweisheit, und doch scheint es fast, als wäre diese Regel jetzt erst den Verantwortlichen wieder bewusst geworden. Und sie gilt natürlich in ganz besonderem Maß auch für Sie, die angehenden Landwirte. Maßvoll und verantwortungsvoll umgehen mit Ressourcen. Schonend und bewahrend produzieren. Dafür sorgen, dass die eigene Lebensgrundlage erhalten bleibt.

Eigentlich ist die Idee von der Nachhaltigkeit schon uralt. Vor ungefähr 3000 Jahren war es, als die Israeliten langsam aufhörten, als Nomaden mit ihren Herden herumzuziehen und begannen, sesshaft zu werden und Ackerbau zu betreiben. Aus dieser Zeit stammt eine der Schöpfungserzählungen in der Bibel. Auch wenn das natürlich kein wörtlicher Bericht ist, sondern eher so etwas wie eine Sage, stehen da viele wichtige und grundlegende Wahrheiten drin. Zum Beispiel dieser Satz, 1.Mose 2,15: Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Bebauen und bewahren sollen wir die Erde. Das ist Gottes Auftrag an uns. Sie wissen, dass da vieles schief gelaufen ist. Die ganze Weltwirtschaft ist aus den Fugen geraten. Bei uns werden Lebensmittel weggeworfen, woanders verhungern die Menschen. Millionen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und und und... ich brauche Ihnen das nicht alles aufzuzählen.

Aber ich glaube: An dem Platz, an dem Sie einmal sein werden, können Sie Ihren Beitrag dazu leisten. Dazu, diese wunderschöne Erde nicht nur zu bebauen, sondern auch zu bewahren. Manchmal wird es dazu nötig sein, alte Wege zu verlassen und Neues auszuprobieren. Dinge, die vielleicht auch Mut und Phantasie benötigen, um die Erde zu bebauen und zu bewahren. Ich hoffe, Sie machen es gut. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen dazu.

Amen.