Aschwermittwoch

Viele meiner Lieblings-Tippfehler korrigiert mein Schreibprogramm mittlerweile von allein. Aus sit wird automatisch ist, aus Kriche wird Kirche, aus chrsitlich wird christlich und so weiter. Den Aschwermittwoch habe ich meinem Programm aber noch nicht beigebracht. Dabei ist er tatsächlich ein zuverlässiger Begleiter in meiner Schreib-Laufbahn. Aber er kommt halt nur einmal im Jahr vor. Und ist evangelischerseits ja (meistens) nicht einmal mit einem Gottesdienst behaftet, da braucht's keine Autokorrektur, für die paar Mal. Nun ja, in Gochsheim gibt es abends einen „Musikalischen Ascherwmittwoch“ (jetzt habe ich ich mich wirklich angestregt, das Ergebnis bleibt so stehen), bei dem die „Kichen-Band“ Living Colors mittlerweile immerhin ihren 22. Geburtstag feiert.

Aschwermittwoch – das ist gefühlsmäßig verbunden mit der Buße. Mit Asche. Mit traurigen Gesichtern. Bei manchen vielleicht auch mit Aufatmen: Endlich ist der Faschingstrubel vorbei, endlich geht das „normale“ Leben wieder weiter. Kein Pferd steht mehr auf dem Flur, keine Karawane zieht von Kaschemm zu Kaschemm, und auch das Fliegerlied hört man nicht mehr so oft wie in den letzten Tagen.

Aufatmen, sich auf das „normale“ Leben konzentrieren. Und das ernsthaft. Ich meine: Mit Ernst. Das „normale“ Leben zu einer Feier werden lassen. Zu etwas Schönem. Dazu gehört für viele auch die Fastenaktion der EKD „7 Wochen ohne“. Da geht es diesmal nicht um sauren Verzicht, sondern um Wahrhaftigkeit. Darum, sich nicht durch billige Ausreden vor der Verantwortung für das eigene Tun zu drücken. „Ich war’s! 7 Wochen ohne Ausreden“ - so lautet das Motto der diesjährigen Aktion. Probieren Sie es doch einmal aus. Proben Sie die Wahrheit, proben Sie das „Ich war’s!“ durchaus als Befreiungsschrei. Gönnen Sie sich die Ehrlichkeit, genauso gut oder schlecht dazustehen, wie Sie den Alltag eben so meistern. Auszusteigen aus dem Schwarzen-Peter-Spiel. Und Ihre Mitmenschen mit genau der Großzügigkeit und Nachsicht zu behandeln, die ihnen Gleiches erlaubt. „Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache“, schreibt Paulus an die Korinther (1. Kor 1,27). Damit hat der ehrliche Dumme einen starken Partner, der für ihn einsteht.

Legen Sie los – wann sagen Sie das erste Mal: „Ich war’s“?


Heiko Kuschel mit Texten von http://www.7wochenohne.evangelisch.de/und aus http://www.evangelisch.de/themen/blogs/stilvoll-glauben/2010/02/17/asch…