Osterhasi, Aufstandi, Auferstandi

Eine Buchhandlung in Bonn betitelte das Osterfest als „Hasenfest“. Hm. Ganz ehrlich: Hätte ich das gesehen, wahrscheinlich hätte ich kurz ein wenig schief gelächelt und wäre weitergegangen. Meine evangelischen Kollegen vor Ort und auch mein geschätzter katholischer Kollege, den ich zufällig von einer Konferenz und einigen Internet-Kontakten flüchtig kenne, sah das ganz anders. Genauso auch Andrea Juchem, die ich ebenfalls sehr schätze. Und irgendwie kann ich ihre Position auch verstehen:

Wo kommen wir da hin? Ist das nicht eine totale Verunglimpfung von allem, was uns Christen heilig ist? Ostern, DAS Fest, auf dem unser ganzer Glaube fußt, wird zum „Hasenfest“ degradiert. Ja, das schmerzt. Auch mich, ein kleines bisschen.

Aber: Wir sind zwar ein Staat mit einer christlichen Tradition. Viele unserer Werte, unserer Feste, ja auch unsere Sprache sind vom Christentum geprägt. Doch wir müssen ehrlich zugeben: Der Prozentsatz der Christen in Deutschland und damit Einfluss des Christentums wird kleiner. Vorstellungen, die uns wichtig sind, sind es lange nicht mehr für alle – manches ist anderen sogar ein Dorn im Auge, ich denke nur an das Tanzverbot am heutigen stillen Karfreitag.

Wie können wir unsere Botschaft wieder überzeugender zu den Menschen bringen? Wie können wir mit denen ins Gespräch kommen, die mit Kirche schlechte Erfahrungen gemacht haben, die Kirche nur als verstaubt und langweilig erlebt haben oder gar als machthungrig und unterdrückend? Wie finden wir zum Gespräch und Austausch mit denen, die Kirche mit Bausch und Bogen ablehnen?

Ich glaube: Solche Aktionen wie der Protest gegen das „Hasenfest“ helfen uns da nicht weiter. Denn die Bezeichnung Hasenfest ist nur ein Signal: Ostern ist, was wir doch schon lange betrauern, zum größten Teil entkirchlicht, so wie Weihnachten auch. Da geht's ums Geschäft, nicht um die Auferstehung Jesu. Und wenn das so ist, dann ist mir in einer Werbekampagne eigentlich „Hasenfest“ sogar lieber als Ostern. Dann bleibt Ostern das, was es für Christen sein sollte: Das Fest dieses großen Wunders. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!

Ein wenig wehmütig reagiere ich trotzdem darauf. Hasenfest. Wie schade, dass wir Christinnen und Christen unsere Botschaft nicht überzeugender rüberbringen können. Doch Lamentieren, glaube ich, ist der falsche Weg. Das zeichnet ein Bild von den Christen als rückständige, dem Früheren verhaftete Menschen. Natürlich war auch früher nicht alles schlecht. Aber ich möchte nach vorne sehen. Mitarbeiten an einer Gesellschaft, die offen und frei ist. In der wir auf einander Rücksicht nehmen, auch auf religiöse Gefühle. Eine Gesellschaft, in der es für Atheisten und „Andersgläubige“ selbstverständlich ist, am Karfreitag einen stillen Tag zu halten, aus Rücksicht auf die Christen. Und in der es für Christen selbstverständlich ist, die wichtigsten Feiertage des Islam oder des Judentums zu respektieren – und die Bedürfnisses derer, die an gar nichts glauben.

Eine offene, wirklich freiheitliche, tolerante Gesellschaft: Das ist etwas, was allen etwas abverlangt. Dafür müssen alle über ihren Schatten springen. Einen Aufstand zu veranstalten wegen eines einzelnen Wortes, ist meines Erachtens der falsche Weg. Aber was ich auf jeden Fall auch am Hasenfest weiter fröhlich und voller Überzeugung verkünden werde, das ist das, was uns Christen ausmacht. Das, woran wir glauben:

„Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“
 


Nachtrag: Kollege Schumacher aus Bonn machte mich darauf aufmerksam, dass die Aktion zuerst von der evangelischen Kirche ausging. Ich habe den ersten Absatz entsprechend angepasst.

Comments

 Lieber Heiko,

 

vielen Dank für diesen Blogpost der mir, genau wie einige der Kommentare zu meinem "Hasenfest?" Post viel zum nachdenken gibt. Die Substanz dessen an was ich glaube kann mir keine doofe Bezeichnung nehmen und kein Kommerz. Und dennoch hat es sehr geschmerzt. Vielleicht auch weil Hasenfest so ganz gemein klingt, so nach dem Motto: Das Fest kannst du den Hasen geben (sprich ist alles nichts wert). Wieder eine Lektion in Toleranz gelernt. Und dir danke ich herzlich fürs da-sein wenn man dich braucht....

Da muß ich mal Rückfrage halten: Was verstehst Du darunter, daß auch Andersgläubige an Karfreitag einen "stillen Tag" halten sollen? Im Sinne von "Alles, was wir an dem Tag für verwerflich  halten, soll den anderen explizit und per staatlichem Gesetz verboten werden/bleiben" - wie das Tanzverbot? Dann empfehle ich Dir dringend die Lektüre der Karfreitagsansprache der Ruhrbarone: http://bit.ly/foqMfa

Oder meinst Du es im Sinne von "Soll jeder tanzen, wenn er will, solange wir Christen in Ruhe Andacht halten können und nicht durch Lärm belästigt werden?" Dann d'accord. Damit sind wir aber eigentlich schon wieder auf einer rein gesellschaftlichen/menschlichen Ebene, die in allen Belangen Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer fordert. So wie ich z.B. auch nicht meine Stereoanlage bis zum Anschlag aufdrehe, wenn ich weiß, daß meine Nachbarn schon im Bett liegen. Mit Kirche hat das nichts mehr zu tun.

Ich kann Deinem Text (fast - siehe oben) vollumfänglich zustimmen, finde die Sache mit den Feiertagen aber schwierig zu realisieren. Da laut Verfassung niemand wegen seines religiösen Bekenntnisses benachteiligt oder auch bevorzugt werden darf, finde ich kirchliche, aber per Gesetz verordnete Feiertage generell kritisch. Erst recht, wenn die dann einige davon auch noch durch Sondergesetze extra toll geschützt werden, obwohl objektiv keine Beeinträchtigung vorliegt. Wenn, dann müßten wir auch die Feiertage aller anderen in Deutschland vertretenen Religionen zumindest mit in den Kalender aufnehmen. (Und konsequenterweise mit ebenso strengen gesetzlichen Auflagen versehen.) Das dürfte aufgrund des stetigen Wandels und auch schon aufgrund der bloßen Anzahl all dieser Feiertage aber nicht zu realisieren sein. Die fairste Lösung im Sinne der deutschen Verfassung wäre daher wohl, gar keine religiösen Feiertag per Gesetz festzulegen, dafür aber den Mindesturlaubsanspruch für _alle_ entsprechend zu erhöhen. Dann könnte sich jeder freinehmen, wann er es für richtig hält und feiern, was ihm wichtig ist.

War ja klar: Wenn ich das Tanzverbot anspreche, dann konzentriert sich die Diskussion darauf. ;-)

Was ich damit sagen wollte, ist: Wir müssen zu einer Gesellschaft finden, die aufeinander mehr Rücksicht nimmt. Nicht mit Hau-drauf-Methoden, sondern mit Anteilnahme. Daran arbeite ich, so gut ich das kann. Wie das beim Karfreitag aussehen könnte? Keine Ahnung.

Ich glaube auf der anderen Seite schon, dass es auch für eine Gesellschaft gut ist, wenn es gewisse Feiertage gibt, die das Leben strukturieren. Das meine ich nicht, um die kirchlichen Feiertage zu schützen, sondern weil's aus meiner Sicht wichtig ist. Ich würde mich genauso dagegen wehren, den Tag der deutschen Einheit aufzugeben.

Toleranz sollte nicht zu Beliebigkeit führen. Für mich hinterlässt mein eigener Blogpost da mehr Frage- als Ausrufezeichen. Wie finden wir da hin? Müssen wir dann wirklich alle religiösen Feiertage aller Religionen achten - dann kommen wir ja gar nicht mehr zum Arbeiten? Was ist für die Gesellschaft in Deutschland verbindend, ja vielleicht auch verbindlich? Und und und... 

Wenn man Feiertage generell abschaffen wollte dann auch die, die unseren Staat ansich charakterisiern, wie z.B. den Tag der Deutschen Einheit? Ich  finde, dass das niemand in Betracht zieht, aber andere Feiertage schon, nur weil die Anzahl derer die ihn feiern weniger werden. Dabei feiert kaum jemand den Tag der Deutschen Einheit als den Tag an dem Deutschland wiedervereint wurde. Nur wenige, wie z.B. Menschen die Jahrzehnte lang von ihrer Familie und Freunden getrennt waren, die feiern diesen Tag. Aber was mich am meisten erschreckt ist nicht die Tatsache, dass Politiker darüber streiten ob man Feiertage abschaffen sollte, oder dass sie kommerzialisiert werden. Das ist nicht das Schlimmste. Meiner Meinung nach ist viel schlimmer, dass viele Christen nichts mit christlichen Werten anfangen können. Anscheinend machen wir irgendwas verkehrt, denn nur ein Bruchteil derer, die Kirchensteuer zahlen wissen um das wofür ihr Glaube steht. Von daher ist das Argument, dass immer weniger die christlichen Feiertage begehen durchaus ernst zu nehmen. Dass auch immer weniger Christen Respekt vor ihren Mitgläubigen haben musste ich am Sonntag feststellen als unsere Palmsonntagsprozession mehrere Male nur knapp einer Kollision mit einem Auto entging und das an einer Stelle, die sehr gut zu umfahren ist.  

Naja, aber es ist halt nun mal so, daß verschiedenen Gruppen verschiedene Tage wichtig sind.

Bis vor ca. 3 Jahrzehnten, als noch über 90% der Bevölkerung Kirchenmitglieder waren, war es praktisch und sinnvoll, sich für die Tage der Besinnung oder auch des bloßen "Frei-Habens" an den Kirchenfesten zu orientieren. Es betraf ja nun wirklich die allermeisten im Lande. Das ist mittlerweile aber überholt. Es gibt wesentlich mehr Konfessionslos (34%), aber auch insgesamt mehr Religionen in Deutschland. Deren Anhänger müssen wir also zu den 34% Konfessionsloser eigentlich noch dazurechnen. Da finde ich es nicht mehr zeitgemäß, allen Einwohnern ausgerechnet den christlichen Festtagskalender qua Gesetz aufs Auge zu drücken.

Struktur, OK, sehe ich auch so. Aber was spricht dagegen, jede Gruppe die Struktur finden zu lassen, die ihrer eigenen Lebensweise und Bedürfnissen angemessen ist, statt sie zu bevormunden? Neue Zeiten und Umstände erfordern eben auch eine Neustrukturierung der Struktur, wenn Du verstehst, was ich meine. Klar geht das nicht von heute auf morgen, aber mit "Das war schon immer so und das hat so zu bleiben!" werden wir da auch nicht weiterkommen. Das Christentum war nicht immer hier, und es wird in absehbarer Zeit noch wesentlich mehr an Bedeutung einbüßen als bisher schon. Dem muß nun mal Rechnung getragen werden. Siehe auch hier: http://www.rueckspiegel.org/index.php/site/comments/intellektuelle_punk… wäre, daß niemand sich für die Religion eines Dritten verbiegen und einschränken muß, obwohl er diesen Dritten objektiv gar nicht beeinträchtigt. Dummerweise ist genau ein solches Verbiegen aber am heutigen Karfreitag vorgeschrieben.

Aber gut, kommen wir aufs Hasenfest zurück. Ich bin mehr als überrascht von Andreas Blickwinkel, daß diese Bezeichnung an sich schon das Osterfest abwerte. Zumal der Osterhase ja nun wirklich ein seeeehr gängiger Begriff ist. (Der Ausdruck "kannste den Hasen geben" ist mir zudem völlig unbekannt.)

Nach meiner Empfindung wäre ein "Hasenfest" ein von Ostern und dem Christentum völlig losgelöstes. So wie ja auch Pessach zwar um Ostern herum stattfindet, aber seine ganz eigene Geschichte und Bedeutung hat. Pessach wertet doch Ostern auch nicht ab. Und nach meinem Dafürhalten würde auch niemandem etwas weggenommen, wenn es eben noch ein drittes Fest gäbe, das man im Frühling feiern kann. Mir gefällt diese Idee. Eine Art Fest der Lebensfreude, weil der dunkle Winter endlich vorbei ist. Etwas, das ja nun auch Atheisten und Andersgläubige empfinden und das doch durchaus auch ein Grund ist, mal einen Tag die Arbeit ruhen zu lassen und das Leben zu genießen. Es ist im Grunde genau das, was ich heute schon praktiziere. Ob das dann Hasen- oder Frühlingsfest heißt, ist doch egal?

@Pascal

Den nationalen Feiertag abschaffen... Puh, schwierig. Mich persönlich würde es nicht stören, obwohl ich mich natürlich über den freien Tag freue (der ja zum Glück auch frei und beliebig begangen werden kann). Ich sehe aber, daß dieser Tag auch eine Würdigung der Anstrengungen der ehemaligen DDR-Bürger ist, die ja nun in relativ kurzer Zeit eine unblutige Revolution über die Bühne geschickt haben. Das ist schon beachtlich. Aber ich halte es durchaus für denkbar, daß auch dieser Tag in einigen Generationen wieder durch einen anderen ersetzt wird, der anderer Dinge gedenken soll. Oder vielleicht für ein dann vereintes Europa ganz wegfällt, wie damals der 17. Juni. Der Weltuntergang wäre es wohl eher nicht.

Die Politiker, die die Karfreitagsruhe kritisieren, fordern übrigens weder die komplette Abschaffung des Karfreitags, noch fordern sie die Öffnung der Geschäfte. Sie fordern nur die Aufhebung des "Vergnügungsverbotes für Anders- und Nichtgläubige", wie ich es nenne. Das sind ja nun auch drei völlig verschiedene Paar Schuhe. Da wird pauschal Andacht und Trauer für alle verordnet - was ich nun doch reichlich absurd finde, solange gar niemand durch meinen Spaß gestört wird. Solche Gesetze fördern doch nur zähneknirschende Heuchelei und politische Schwelbrände. Und dem Ansehen der Kirche tun sie auch nicht gerade gut. Tolerant geht anders.

Was die Vermittlung der christlichen Werte angeht: Ich glaube, Zwischenmenschliches wie die Notwendigkeit von Mitgefühl, Hilfsbereitschaft & Co kann man auch ohne Christentum oder Religion überhaupt vermitteln. Es gab sie schon vor dem Christentum, es gibt sie neben dem Christentum, und es wird sie auch nach dem Christentum noch geben. Der kategorische Imperativ (und was anders ist "Liebe Deinen Nächsten" schließlich auch nicht) ist universell. Er taucht übrigens in allen großen Religionen auf. Dafür braucht man keine Kirche, und diese Erkenntnis setzt sich eben langsam durch. Zum Nachteil der Mitgliedsdateien, logisch.

Mit dem Rest habe ich ein großes Problem. Erstens halt ich die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines Gottes für derart gering, daß mir der Gedanke daran die Zeit nicht wert ist.

Zweitens: Selbst wenn es ihn in der Form gäbe, in der die Kirche ihn darstellt, hätte ich ein noch größeres Problem: Da ist ein allmächtiger und angeblich gütiger Gott. Der hat eine Welt mit Menschen geschaffen. Die sind nicht perfekt und bauen auch mal kräftig Mist. Und was macht dieser Gott? Sagt der sich: "Hey, sind halt keine Götter, so wie ich. Und außerdem habe ich ja selber Schuld - hätte sie ja perfekt erschaffen können."? Nein. Stattdessen nimmt er einen dieser Menschen und läßt ihn jämmerlichst krepieren, um ihn anschließend wieder zu erwecken. Und aus irgendeinem Grund soll diese ganze Aktion die Sünden von Menschen getilgt haben, die erst Jahrtausende später geboren werden. War das nötig? Fiel Ihm da nix Besseres ein, bei all dieser Allmacht und Güte? Ist das logisch? Ist das göttlich? Bedaure, aber da kann der Prediger noch so gut sein - das ganze Konzept ist mir absolut nicht eingängig.

PS: In dem Auto saß vielleicht kein Christ? Die Wahrscheinlichkeit steigt von Tag zu Tag. ;-)

 

Liebe Ute,

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Das mit den Feiertagen ist für mich wirklich eine wichtige Frage. Welche Feiertage sind für Deutschland sinnvoll? Immerhin gehören ja auch noch deutlich über 50% der Deutschen einer christlichen Kirche an (hab jetzt keine Statistik nachgeschaut, bin mir aber ziemlich sicher). Da sollen und dürfen christliche Feiertage eine Rolle spielen. Ob sie im eigentlichen Sinn des Feiertags gefeiert werden oder nicht. Pascal hat darauf hingewiesen, dass das ja auch für den staatlichen "Tag der deutschen Einheit" gilt, den wohl die wenigsten irgendwie als solchen feiern, sondern sich einfach nur über den freien Tag freuen.

Wenn wir jede Gruppe feiern lassen, wie sie will: Wo führt uns das hin? Zu einer Gesellschaft, die kaum noch Gemeinsamkeiten kennt. Zu ziemlicher Beliebigkeit. Ich meine das nicht, um die christlichen Feiertage zu "retten", sondern ich sehe das als deutscher Staatsbürger so: Was verbindet uns? Was feiern wir gemeinsam? Oder sind wir nur noch ein Volk von ich-bezogenen Individualisten?

Übrigens: Es gibt auch einen staatlichen "stillen Tag", den Volkstrauertag.

Ute: Zum Thema "Kreuz" werde ich nochmal extra antworten. Da bitte ich aber um ein bisschen Geduld.

Ich wünsche euch ein frohes Osterhasenfest. Ich werde es mit einer Osternachtsfeier beginnen und von unserer Hoffnung predigen. Andere werden nur Ostereier suchen oder auch gar nichts. Für mich sind diese Tage auch Tage, die ich viel mit der Familie verbringe. Deshalb kann ich nicht versprechen, dass Kommentare innerhalb weniger Stunden freigeschaltet und womöglich auch noch beantwortet werden. Ich bitte um etwas Geduld. Bei Jesus hats auch drei Tage gedauert, bis er "freigeschaltet" wurde. ;-) 

Ich fühle mich gerade schon beinahe genötigt hier meinen Standpunt, den eines Fundamentalisten, zu präsentieren.

In meinen Augen haben wir Christen in der jüngeren Vergangenheit viel zu viel Übung darin bekommen, unsere "Schwellen zu senken" und langsam reicht mir das. Ohne das Christentum, ohne die Kirchen, ja, auch ohne die Reformation wäre unser Land heute nicht das, das es ist. Gleiches gilt für Europa. Und das dürfen wir nicht bei jeder beliebigen Gelegenheit verleugnen, nur um nicht einen anachronistischen Anschein  zu geben! Wir müssen viel stärker auf den Wert unserer Glaubensgemeinschaften pochen, welchen sie für unsere Gesellschaft haben.

Und gerade weil wir das tun, können wir andere Glaubensüberzeugungen auch respektieren. Es fällt mir nichts leichter, als die Befindlichkeiten und Bedürfnisse unserer Brüder vom Stammvater Abraham zu respektieren und auch wertzuschätzen. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund, schließen wir das Volk des alten Bundes, die Juden, am Karfreitag in unsere innigen Fürbitten ein.

Aber deswegen ist dies trotzdem immer noch ein christliches Land. Und das soll es auch bleiben! Wir sind als freie Menschen geschaffen und dürfen daher in unserer menschlichen Begrenztheit selbst entscheiden, ob wir den Zeichen Gottes glauben und vertrauen, oder eben nicht. Ich respektiere das vollauf. Und meinetwegen soll jeder den Karfreitag verleben, wie er es für richtig hält. Aber bitteschön so, dass die Würde des Tages erhalten bleibt! Die Karfreitagsruhe ist nur eine Erweiterung des religiösen Friedens, wie er im StGB manifestiert ist. Würden wir diesen aufgeben, hieße das, dass man auch mit lauter Musik und aufheulendem Motor an einem Friedhof vorbeifahren dürfte, auf dem gerade eine Beisetzung stattfindet. Das will wohl niemand; auch kein Nichtgläubiger.

Bei aller Toleranz und Liberalität, die wir in unseren Tagen aufbringen müssen, dürfen wir die grundlegenden Wahrheiten unseres Lebens nicht verraten. Das heißt nicht, dass wir als überzeugte Christen wie Missionare wirken sollen. Aber wenn ein Wort, wie "Hasenfest" auftaucht, dann müssen wir mit aller Entschiedenheit dagegen sprechen. Weil es die Würde des Osterfestes missachtet und weil es dem Gläubigen in der Seele schmerzt. Zumindest mir geht es so.