Predigt: Die Welt hat sich gedreht!
Predigt zur Christvesper 2017
Schweinfurt, St. Lukas, 24.12.2017; Kreuzkirche Oberndorf, 25.12.2017
Text: Jes 9, 1-6
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.
Uns ist ein Kind geboren!
„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.“
Ob der Prophet Jesaja auch nur im Traum daran gedacht hat, dass wir zweieinhalb Jahrtausende später noch seine Worte hören würden?
Er wusste nichts von diesem Jesus,
der 500 Jahre nach ihm geboren wurde.
Und schrieb diese Zeilen:
Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben.
Der Friede-Fürst ist da! Der Retter der Welt! Endlich, endlich, wird alles anders.
Die Welt hat sich gedreht.
Wir sind noch nicht da.
Zugegeben: Nur ein kleines Stück.
Denn noch immer gehen Stiefel mit Gedröhn einher.
Noch immer werden Mäntel durch Blut geschleift.
Noch immer wohnen wir im Dunkeln.
Noch immer sind wir nicht am Ziel.
Noch immer herrscht kein Frieden.
Nicht in der Welt, nicht in unseren Familien,
und meistens auch nicht in unseren Herzen.
Noch immer ist es Zukunft, Verheißung,
was der Prophet hier schreibt.
Ja, wir sind noch nicht am Ende.
Vielleicht sind wir das nie.
Vielleicht werden immer, immer weiter
Mäntel durch Blut geschleift
und Stiefel dröhnen.
Vielleicht wird immer, immer weiter
Unfriede sein und Dunkel
auf dieser Welt.
Das Licht der Welt
Doch eines, eines ist geschehen.
Ein Ereignis hat alles verändert.
Ein Ereignis hat die Welt gedreht:
Uns ist ein Kind geboren.
Ein Sohn ist uns gegeben.
Und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.
Ein kleines Kind in einer Krippe.
Klein, unscheinbar,
ohne einen richtigen Platz in dieser Welt,
dreht es die dunkle Welt
ins Licht. (KERZE AN)
Mitten in der Nacht,
mitten in unserer Krankheit, Friedlosigkeit, Hoffnungslosigkeit,
schenkt es uns Hoffnung, schenkt es uns Licht,
dieses Kind.
Und dieses Licht, es bleibt.
Das Licht in der Dunkelheit.
Unbändige Freude.
Die Welt dreht sich
aus der Dunkelheit ins Licht.
Etwas ist anders: Die Welt hat sich gedreht.
Die Welt dreht sich.
Wir sind nicht mehr allein.
Ein Kind ist uns geboren.
Gott ist dabei.
Bei uns.
In allem.
In der Freude, in der Trauer.
Beim Feiern mit Freunden und in größter Verlassenheit.
Im Leben und im Tod.
Gott ist dabei!
Gott ist dabei.
Er ist nicht fern, irgendwo da oben, im Himmel, weit weg.
Er ist hier, bei uns. Heute. Jetzt.
Er lernt unser Leben kennen.
Er nimmt nicht einfach alles Böse und Dunkle weg, nein:
Er geht mitten hinein ins Leben.
Von der vollen Windel über die Flucht nach Ägypten, den Verrat durch Freunde bis hin zu Schmerzen und Tod.
Die Welt hat sich gedreht.
Der Himmel auch.
Gott kommt auf die Erde.
Das ist:
Der Himmel auf Erden.
Diese Nacht, diese Heilige Nacht,
gibt uns eine Ahnung von dem,
was Gott für uns will.
Der Himmel auf Erden.
Licht in der Dunkelheit.
Gott uns Menschen so nah.
Gott, dessen Name ist:
Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.
Gott, der sich nicht zu schade ist,
einer von uns zu werden.
Gott will die Welt zum Frieden wandeln.
Diese Nacht, diese Heilige Nacht,
gibt uns eine Ahnung von dem,
was Gott für uns will.
Diese Nacht, diese Heilige Nacht,
gibt uns ein Versprechen.
Über die Jahrtausende hinweg.
Gott will nicht den Krieg, die Flucht, die Krankheit, den Tod.
Gott will Frieden. Freude. Liebe.
Fürchtet euch nicht!
Rufen die Engel, und:
Wir verkündigen euch große Freude!
Lasst uns das feiern.
Lasst uns das spüren.
Heute. In dieser Heiligen Nacht.
Und jeden Tag unseres Lebens.
Stille Nacht.
Heilige Nacht.
Die Nacht, in der die Welt sich wandelt.
Die Nacht, in der
das Licht zur Welt kam.
Christ, der Retter ist da!
Amen.