Citykirche: Zum Wohl!

Predigt am 2. Sonntag nach Epiphanias
Schweinfurt – St. Johannis, 18.1.2009
Einführung von Pfr. Heiko Kuschel als „Citypfarrer“ und Schulbeauftragter
Text: Joh 2, 1-11

Am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam - die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Liebe Gemeinde!
Frohe Weihnachten!
Mit diesen Worten habe ich meine letzte Predigt in Gochsheim beendet, und damit beginne ich hier wieder. Ja, klar, ich weiß auch. Weihnachten ist rum. Die Weihnachtsbäume sind zum großen Teil schon wieder entsorgt, nur wenige halten die alte Tradition hoch, sie bis Lichtmess stehen zu lassen. Der Alltag hat uns wieder. Und doch: Weihnachten wirkt weiter. Es ist noch die Zeit, in der wir darüber nachdenken: Was hat dieses Weihnachten für Auswirkungen für uns? Was bedeutet das: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden? Was bedeutet das: Gott wurde Mensch, ein kleines Kind in der Krippe? Die Texte, die für diese Sonntage nach Weihnachten vorgeschlagen sind, sie erzählen uns davon. Sie erzählen davon, wie sich die Welt gewandelt hat, überall, wo er hinkam, zum Wohl der Menschen um ihn herum. Vergangenen Sonntag haben wir im Evangelium gewissermaßen von Jesu Amtsantritt gehört: Seine Taufe im Jordan, seine Begegnung mit Johannes dem Täufer, die Stimme vom Himmel: „Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“. Natürlich liegt mir so ein Text im Moment, wo ich selber ein neues Amt antrete, sehr nahe.
Und wenn jemand dann ein neues Amt angetreten hat, ganz egal, was das für eines ist: Dann erwartet man natürlich erst einmal so etwas wie eine „Regierungserklärung“. Regierungschefs machen das so. Und sicher sind Sie, die Sie heute hier sitzen, auch schon gespannt, was ich jetzt so über meine zukünftige Arbeit sagen werde.
Nach seiner Taufe im Jordan hat auch Jesus so eine Art Regierungserklärung abgegeben. Natürlich: Damals war den meisten wohl nicht nicht so klar, wer dieser Jesus war. Was er für die Welt bedeutete. Was in seiner Nähe alles geschehen würde. Das lag alles noch in der Zukunft. Für die Menschen um ihn herum war er einfach ein normaler Zimmermanssohn, möglicherweise schon ein Mensch mit besonderem Charisma, aber sonst auch nichts weiter.
Aus unserer heutigen Sicht aber ist es spannend zu fragen: Was setzt Jesus an den Anfang seiner Tätigkeit? Eine schöne Predigt von der Liebe Gottes? Eine Wunderheilung? Ein Streitgespräch mit den Pharisäern? Alles das würde man vielleicht von ihm erwarten, aber nein, er tut etwas, was auf den ersten Blick so völlig abseits von seinem Auftrag zu sein scheint. Das erste Wunder, von dem der Evangelist Johannes berichtet – es dient einfach nur dem Wohl der Menschen. Es dient dazu, dass die Menschen weiter feiern können. (Wein eingießen) Jesus macht Wasser zu Wein. Er sorgt dafür, dass es den Menschen gut geht. Nicht irgendwie im Geist, nicht irgendwie im Himmelreich – sondern ganz konkret, hier auf der Erde, bei einer Hochzeitsfeier. Die Gäste sollen sich freuen können und miteinander feiern. Zum Wohl!
Ich glaube, gerade wir Unterfranken können das sehr gut nachvollziehen: Was wäre ein Weinfest, wenn plötzlich der Wein ausgeht? Was wären die Kirchweihen in unserer Gegend ohne Wein? Und ich meine jetzt nicht diese Koma-Sauf-Parties, sondern das, was ich schon oft erlebt habe, und viele von Ihnen sicher auch: Beschwingte Feiern mit einem Gläschen Wein. Oder natürlich auch ein bisschen mehr, aber im Vordergrund steht die gemeinsame Feier und nicht das Besäufnis.
Jesus zeigt uns mit seinem ersten Wunder: Gott möchte, dass wir uns freuen können. Dass wir Spaß am Leben haben. Dass es uns wohl ergeht. Und wo Jesus ist, da haben wir auch Grund zum Feiern.
Ich glaube, meine neue Stelle ist ein bisschen wie so ein Glas Wein bei einer Feier: Es ist nicht unbedingt notwendig. Man kann auch ohne Alkohol Spaß haben, klar. Aber es hebt einen Moment heraus aus dem Alltag, macht ihn zu etwas Besonderem. Vielleicht ist es das, was die Citykirche sein kann: Das Gläschen Wein, das unserer Kirche in Schweinfurt noch gefehlt hat. Ich möchte damit ganz bestimmt nicht sagen, dass in unseren Gemeinden hier alles langweilig wäre, ganz im Gegenteil. Und auch im normalen Leben wäre es ja schlimm, wenn wir jeden Tag nur Wein trinken würden. Das ist sogar sehr gefährlich. Aber so ab und zu ist es etwas sehr Schönes, etwas, das sich abhebt vom Normalen. Etwas Außergewöhnliches – zum Wohl der Menschen.
Auch für meine zweite halbe Stelle, die des Schulbeauftragten, gilt das in gewisser Weise. Natürlich ist es ein bisschen schwierig, jetzt ausgerechnet im Schulalltag mit Alkohol zu argumentieren, aber darum geht's nun mal in unserem heutigen Predigttext. Religionsunterricht – das ist, wenn es gut läuft, ein Fach für Leib und Seele. Das kann ein Ort sein, wo junge Menschen auch einmal Zeit haben, über sich selbst nachzudenken. Das kann ein Ort sein, wo man mal durchschnaufen kann zwischen den vielen Anforderungen der Schule. Das kann sein wie das Gläschen Wein: Es tut gut, es zu haben. Auch, wenn es uns Verantwortlichen oft genug eher Kopfschmerzen bereitet, weil es eine große organisatorische Herausforderung ist, den Religionsunterricht an allen Schulen sicherzustellen.
Zum Wohl der Menschen möchte ich arbeiten, hier in Schweinfurt und als Schulbeauftragter im ganzen Dekanat. Zum Wohl der Menschen, die oft genug von dieser ganzen Kirche nichts mehr wissen wollen. Auch Jesus hat nicht gefragt, ob diese Hochzeitsgäste alles gläubige Juden waren. Er hat einfach dafür gesorgt, dass sie weiter feiern konnten.
Egal, ob ich Schulunterricht organisiere, ob ich Veranstaltungen plane im evangelischen Gemeindehaus, oder ob ich hier in dieser Kirche neue Wege auf die Menschen zuzugehen versuche: Die Menschen sollen dabei im Mittelpunkt stehen. Fröhliche Gemeinschaft soll entstehen. Orte, an denen sich Menschen gerne einbringen, gerne miteinander feiern, gerne zusammen sind. Ich hoffe darauf, dass dabei viel Gemeinsames entsteht. Zusammenarbeit der Kirchengemeinden untereinander. Ökumenische Aktionen, wo wir uns gegenseitig bereichern, so wie bei der Nacht der Offenen Kirchen am 2. Oktober. Zum Wohl der Kirche, zum Wohl der Gemeinden, zum Wohl der ganzen Stadt. Darauf möchte ich mit Ihnen nach dem Gottesdienst noch einmal anstoßen. Und darum beende ich heute meine Predigt ausnahmsweise einmal nicht mit einem Amen – sondern mit einem Prost, oder wie wir hier in Unterfranken sagen, wenn wir mit Wein anstoßen: Zum Wohl!
 

Comments

Wie sagt man in den Reihen des Take Off Teams so schön: Eine typische Heiko Predigt. Nun den zum Wohl Herr         City(papst)pfarrer. Mit mehr Garantie zum lachen als ein Take Off Gottesdienst diese Predigt. 

 


 

  

Antwort auf von KeKs Bauer

 Ich gebe dir insofern recht, das ich es auch als eine typische Heiko-Predikt empfunden habe. Ich würde es mal - frei nach dem Motto der diesjährigen Karnevalssession in Köln- als *himmlisch jeck* bezeichnen. Take-Off-Gottesdienste waren Rundumerlebnisse: Zum Lachen, zum Weinen, zum Nachdenken und Mitmachen. Alles garantiert ;-)

 KeKs, verrate mir mal ,was ausser dem Weinglas noch zum Lachen war. Habe ich irgendwas verpasst? ;-)

Zum Wohl! Auf den neuen Citypfrarrer und das was noch kommen mag.