Wagenkirche: Wasser!
Wagenkirche am 24.6.2022
So, endlich sieht’s mal wieder nach ein bisschen Regen aus!
Ja, wird auch langsam wirklich Zeit. Alles ist so trocken.
Ich war in den Pfingstferien in Norditalien. Da ist es noch viel schlimmer. Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen, weil wir da in einer wunderbaren Pool-Landschaft rumgepaddelt sind und außen rum ist alles strohtrocken.
Na ja, und hier bei uns in Deutschland ist es auch nicht viel besser. Die Böden sind jetzt schon viel zu trocken. Das holen wir nie wieder auf.
Predigt: Was soll denn dieser Predigttext zur Taufe?
Nee, also das geht ja irgendwie gar nicht, dieser Text. Was soll der denn bitteschön am Taufsonntag? Hier geht‘s doch gar nicht um die Taufe. Hier geht‘s um den Bund Gottes mit Israel. Ehrlich, an manchen Stellen frage ich mich, was sich die Perikopenkommission so gedacht hat, als sie die neuen Predigttexte rausgesucht haben. Ich werd mich jetzt da mal beschweren. Kleinen Moment bitte. Ich ruf da jetzt mal an.
Hallo, ist da die Perikopenkommission? Hier ist Pfarrer Kuschel aus Schweinfurt. Ich stehe hier grade auf der Kanzel in St. Salvator. Ja, Frau Müller, hallo, entschuldigen Sie, dass ich Sie am Sonntagmorgen störe, aber ich frage mich wirklich, was Sie sich dabei gedacht haben, dass Sie den heutigen Predigttext auf den Tauferinnerungssonntag gelegt haben. OK, er ist eigentlich viel zu schade, um so ein Schattendasein zu führen wie bisher. Da war er am Israelsonntag einer von diesen sogenannten „weiteren Texten“. Aber zur Taufe? Entschuldigung, darum geht‘s doch hier gar nicht!
Texte von "Klänge in der Nacht" am 11.12.2015
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet.
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Einsam, manchmal hilflos stehe ich da. Ich habe alles gesehen, alles erlebt, was ein Mensch erleben kann. Ich habe euer jetzt, jetzt, jetzt gesehen. Euer Leben. Arbeit und Schlaf. Krieg und Zerstörung. Wiederaufbau. Hoffnung. Große Feste, große Trauer. Und immer wieder die Frage: Was hat das mit Gott zu tun? Wo ist er, wenn wir trauern? Was ist Gottes Platz, wenn wir feiern? Was verbindet Gott und die Welt?
Texte von "Klänge in der Nacht" am 20.3.2015
Mose an der Kanzel
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet.
Tauferinnerung am Lätarestrauß
Tauferinnerung am Sonntag Laetare, 15.3.2015, St. Salvator Schweinfurt
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.
So haben wir gerade gesungen.
Heute, an Klein-Ostern, erinnern wir uns: Gottes Zusage gilt uns allen. Heute, an Klein-Ostern, hören wir sie neu, diese Zusage: Du bist mein Kind! Du gehörst zu mir! Ich werde dich niemals aus meinen Händen fallen lassen, ganz egal, was passiert. Du bist getauft. Du gehörst dazu.
Predigt: Getauft zur Nachfolge
Liebe Gemeinde!
„Klein-Ostern“ wird dieser Sonntag Lätare auf halbem Weg durch die Passionszeit manchmal genannt. Nicht nur, weil eben jetzt die Hälfte der Zeit hinter uns liegt. Sondern auch wegen des Themas heute. Denn ganz zart deutet sich in unserem heutigen Predigttext schon an: Mit dem Tod ist nicht alles vorbei. Mit dem Tod beginnt etwas Neues. Das Weizenkorn in der Erde stirbt nicht einfach, es lässt etwas Neues wachsen und bringt viel Frucht. Wüssten wir nicht schon, was aus so einem Weizenkorn einmal werden kann – wir würden es bestimmt niemals glauben. Ein solches Korn soll zu so einem großen, starken Halm werden? Niemals!
Ansprache beim MehrWegGottesdienst: Für immer und ewig
Für immer und ewig. Was haben wir uns da wieder für ein Thema rausgesucht, so haben wir ziemlich bald gestöhnt. Uferlos geradezu. Und doch irgendwie auch ein bisschen weit weg von uns. Ja, kann man sich schon vorstellen, was Ewigkeit ist. Oder besser gesagt, ich weiß, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Aber was hat das mit mir zu tun? Will ich eigentlich ewig leben?
Gott hat Gedanken des Friedens
Predigt am 21. Sonntag nach Trinitatis 2012
Schweinfurt-St. Salvator, 28.10.2012
mit Taufe von Kerstin und Carolynn
Text: Jer 29, 1.4-7.10-14
Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte. ... 4 So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen: 5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und eßt ihre Früchte; 6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehret euch dort, dass ihr nicht weniger werdet. 7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's auch euch wohl. 10 Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. 12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören. 13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.
Liebe Gemeinde!
Was für ein Satz: „Suchet der Stadt Bestes!“ - Also: tut alles, damit es den Leuten, der ganzen Stadt, ihren Bewohnern gut geht! Na ja, könnte man sagen, warum auch nicht?
So einfach war es für die, die Jeremia hier anspricht, nun allerdings nicht. Denn sie lebten im Exil. In Babylon. Ihre alte Heimat, Israel, die war besiegt. Sie waren besiegt. Verschleppt worden in die Fremde. Da könnte man auch trotzig sagen: Nee, wir sabotieren, wo es nur geht. Wir stellen uns außerhalb. Wir wollen mit den Leuten hier nichts zu tun haben.
Wagenkirche: Wem ghörschd'n du oo?
Ja, Heiko, jetzt sind wir ja schon so oft unterwegs gewesen hier in Schweinfurt, aber eine Frage stellen uns die Leute immer wieder.
Ich weiß, was du meinst. Ob's diesmal wieder Schokolade gibt.
Nein, so ein Quatsch. Das mein ich nicht. Aber du kommst bestimmt noch drauf.
Ob man mit der Kirche auch mitfahren kann.
Nein, das mein ich auch nicht. Ich meine die Frage, zu welcher Kirche wir eigentlich gehören.
neu geboren!
Predigt am Sonntag Quasimodogeniti
Gochsheim, 22./23.4.2006; Schweinfurt-Auferstehung, 1.5.2011
Text: Kol 2, 12-15
Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten. 13 Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden. 14 Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. 15 Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
Liebe Gemeinde!
Manche Menschen feiern zweimal Geburtstag. Sie feiern einmal ihren tatsächlichen Tag der Geburt – und dann noch einen Tag, an dem sie auf wundersame Weise noch einmal mit dem Leben davongekommen sind. Ein Unfall, der tödlich hätte enden können. Aus dem Koma erwacht, als die Ärzte es eigentlich schon aufgegeben hatten. Oft sind solche Erlebnisse so einschneidend, dass es wie der Beginn eines neuen Lebens ist. Eines Lebens, das die Betroffenen dann oft auch viel bewusster, viel intensiver führen als ihr „erstes“ Leben. Denn sie wissen, haben am eigenen Leib gespürt, wie bedroht dieses Leben ist. Wie schnell es vorbei sein kann. Sie wissen: Ich war eigentlich schon einmal tot. Mir wurde ein neues Leben geschenkt.
Unser heutiger Predigttext sagt:
Ihr alle wart schon mal tot!
Jeder und jede von uns sollte eigentlich einen solchen zweiten Geburtstag im Jahr feiern. Den Tag, an dem sich alles geändert hat. Den Tag, an dem wir neu geboren wurden und jetzt ganz anders durchs Leben gehen, viel aufmerksamer, viel dankbarer, viel ernsthafter und gleichzeitig fröhlicher. Wann? Ganz einfach – am Tag unserer Taufe. „Mit Jesus seid ihr begraben worden durch die Taufe“, so schreibt Paulus an die Kolosser. Tot sind wir gewesen durch die Sünde, tot fühlen wir uns manchmal vielleicht auch schon mitten im Leben.
Denn manchmal ist man nicht erst tot, wenn das Herz aufhört zu schlagen. Schon mitten im Leben gibt es Menschen, die sich fühlen, als wären sie tot. Die nur noch darauf warten, endgültig zu sterben. Die ihr Leben aufgegeben haben. Die ihre Gaben und Begabungen ängstlich verstecken. Die sagen: „Da kann man ja doch nichts machen“.
Lied: Gerhard Schöne: Lebendig tot
„Wenn man mitkriegt, dass man tot ist, muss man laut um Hilfe schrein! Vielleicht haucht dann Gott persönlich einem nochmal Leben ein.“
Ja, genau das ist es, was die Taufe ausmacht: Sie macht uns lebendig. Sie haucht uns neues Leben ein. Alles, was lebensfeindlich ist, die Sünde, alles von uns von Gott und anderen Menschen trennt, es stirbt, wird weggewaschen. Wir können ein neues Leben beginnen.
Heute verwenden wir das Wasser nur noch symbolisch und spärlich bei der Taufe, doch früher wurden die Täuflinge oft ganz unter Wasser gedrückt – ein sichtbares Zeichen dafür, dass der alte Mensch regelrecht ersäuft und aus dem Wasser ein neuer Mensch steigt. Ein Mensch, der zu Gott gehört. Ein Mensch, der neu geboren ist. Ein Mensch, der erlöst ist von allem, was sein altes Leben ausgemacht hat.
Das ist der zweite Teil der Taufe: Nicht nur, dass der alte Mensch stirbt, sondern eben, dass dieser Tod nur der Anfang für ein neues Leben ist. Für ein Leben, das untrennbar mit Gott verbunden ist. Das ist es, was wir an Ostern feiern und auch heute noch feiern: Dass Jesus uns dieses Leben ermöglicht hat.
Wenn Menschen sagen: Sie haben zweimal im Jahr Geburtstag, dann ist es oft so, dass sie dieses zweite, geschenkte Leben viel intensiver leben als das erste.
Gilt das auch für uns? Wir haben ein zweites Leben geschenkt bekommen. Wir sind getauft. Alles das Alte, alles, was in den Bereich des Todes gehört, ist nicht mehr da. Nicht vor Gott. Es mag sein, dass es in unserem Leben vieles gibt, was uns wieder davon abbringen will und manchmal vielleicht auch kann. Aber unser neues Leben hat schon begonnen. Gott hat uns lebendig gemacht durch die Taufe. Ob wir das wirklich ernst nehmen können in unserem Leben?
Heute ist der erste Sonntag nach Ostern. Der Abschluss der österlichen Festwoche. Im Mittelpunkt dieses Sonntags standen früher die Neugetauften. Noch heute erinnert der Name des Sonntags daran. „Quasimodogeniti" - das heißt übersetzt: "wie die neugeborenen Kindlein". Und damit sind gerade die Neugetauften, die durch die Taufe Neugeborenen gemeint, auch wenn sie damals nicht Kindlein, sondern erwachsene Leute waren. Getauft in der Osternacht waren sie die Osterwoche hindurch, gekleidet in weiße Gewänder, von Kirche zu Kirche gezogen und haben dort jeweils Station gemacht und Gottesdienst, Messe gefeiert. Stellen Sie sich das vor: Eine Festwoche ganz in weiß, ein Leben wie in einer eigenen Welt, nämlich der Welt „des neuen Lebens“ - voll von den Düften der Salböle, voll dem Licht der Kerzen und dem Rhythmus der liturgischen Gesänge: Eine eigene Welt war das abseits des Alltags, eine Liturgie des Lebens, die da eingeübt wurde.
Und dann kommt der 1. Sonntag nach Ostern: Die Neugetauften legen ihre weißen Festkleider, ihre Taufkleider ab und zum ersten Mal wieder die Alltagskleider an. Der Kleiderwechsel als ein Zeichen für den Übergang: Jetzt nehme ich dieses neue Leben hinein in mein Alltagsgewand. Jetzt soll mein Alltagskleid diese Lebensluft, diese Lebenslust atmen. Jetzt soll dieses Leben auch den Stoff, aus dem mein Alltag gewebt ist, durchwirken. Jetzt wird mein Leben anders, neu, von Gott durchwirkt. Ein Leben, in dem die Mächte und Gewalten, welche das nun auch sein mögen, nur noch Karikaturen ihrer selbst sind.
Gott befreit uns zum Leben! Das ist auch ein Auftrag an uns: Nutze dieses Leben, das dir neu geschenkt wurde. Mache etwas daraus. Zeige durch dein Leben, was das heißt: Ich bin erlöst, ich bin befreit. Ich bin wie neu geboren.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Mit Elementen aus einer Predigt von Andreas Brummer (Beschreibung der Neugetauften)