Predigt zum Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule: Und siehe, es war sehr gut!

Liebe Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer!

Ein neues Schuljahr beginnt für Sie heute. Ein Schuljahr, in dem Sie, die Schülerinnen und Schüler, viel lernen werden, oft stöhnen werden unter den Belastungen, manchmal vielleicht fast verzweifeln werden über all dem, was das auf Sie einströmt.

Und das ist gut so. Sie müssen viel lernen. Denn Sie tragen auch viel Verantwortung, weit mehr, als den meisten Menschen heute noch bewusst ist.

Gut, immerhin gibt es heute immer mehr Menschen, für die das Fleisch nicht einfach nur vom Metzger oder aus der Kühltheke kommt. Verbraucher, die nachfragen: Ist das Bio? Und was versteht ihr darunter? Immer mehr Menschen wird klar, dass wir nicht einfach nur drauf los produzieren können, sondern unsere Ressourcen beschränkt sind.

Aber trotzdem: So öffentlich präsent und auch so geschätzt wie früher sind die Landwirte lange nicht mehr. Und so kompliziert wie heute war Ihr Beruf, glaube ich, auch noch nie. Die Anforderungen steigen ständig, aber niemand mag mehr bezahlen für sein Schnitzel, das Paket Butter oder die Kartoffeln. Die Ferkel sollen glücklich aufgewachsen sein, aber teurer darf das Fleisch trotzdem nicht werden, na ja, vielleicht zwei, drei Prozent, das wäre noch ok.

Und dann kommt noch die EU daher und schreibt vor, wie viele Flächen bitte brachzuliegen haben oder aus der Intensivlandwirschaft herausgenommen werden sollen. Agrarreform, Greening, neue Düngeverordnung und was weiß ich alles, Sie kennen das besser als ich. Und das soll alles am besten trotzdem immer noch günstiger produziert werden, während gleichzeitig die dazu nötigen Maschinen und Einrichtungen immer komplizierter und teurer werden. Also ehrlich: Ich möchte nicht mit Ihnen tauschen.

Trotzdem hoffe ich, dass Sie hier richtig sind. Wer sich so einen Beruf aussucht, der spürt ja hoffentlich auch so etwas wie eine Berufung. Ich denke und hoffe, dass Sie das wirklich wollen: Den Umgang mit der Natur. Mit Tieren, Pflanzen. Das immer wieder neue Säen und Ernten. Auch die Abhängigkeit vom Wetter, von so vielen Äußerlichkeiten, die uns immer wieder zeigen: Wir können eben nicht alles bewirken. Wir können nur mit-wirken. Manches beschleunigen, gute Rahmenbedingungen schaffen fürs Wachsen. Aber selber wachsen lassen – das können wir nicht.

Was ich Ihnen heute mit auf den Weg geben möchte, das sind zwei kurze Verse aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel. Ich möchte jetzt nicht diese Diskussion darüber anfangen, ob die Erde in sieben Tagen erschaffen wurde oder am Anfang der Urknall stand – für mich ist sie nur ein Gleichnis, das aber eine ganze Menge über Gott, über den Auftrag des Menschen und über die Welt aussagt. Und zwar ganz grundlegende Wahrheiten, wie ich finde. Das eine ist das, was die Bibel über den Auftrag des Menschen sagt: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.“

Das klingt ziemlich ausbeuterisch. Aber so ist es nicht gemeint. Herrschen, das heißt hier: Das „gute“ Herrschen. Nicht ein ausbeuterischer Diktator, der nur Vorteile für sich selbst sucht und dem seine Untertanen egal sind.

Nein, ein guter Herrscher gibt Freiraum, ordnet, pflegt, düngt sozusagen, wo es nötig ist. Ein guter Herrscher ist voller Leidenschaft für sein Volk. Für dessen Wohlergehen. So wie Sie für Ihre Landwirtschaft.

Ein zweites Wort möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben. Das steht in der Schöpfungsgeschichte am Ende von fast jedem Schöpfungstag: Und siehe, es war sehr gut.

Lassen Sie sich nicht beirren von Hiobsbotschaften, von Krisen, von Zweifeln. Gott hat die Welt gut gemacht. Das können Sie ganz besonders immer wieder neu erleben. In jeder kleinen Blüte. In jedem kleinen Tier, das geboren wird oder schlüpft. Im Rauschen des Weizens auf dem Feld. Sie können das in Ihrem Beruf jeden Tag und viel intensiver spüren als die meisten Menschen auf der Welt: Gott hat die Welt gut gemacht.

Und Sie können daran mitarbeiten, dass sie gut bleibt. Leidenschaftlich, mit Engagement und hoffentlich jeder Menge Spaß. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Segen.