Hoffnung im Labyrinth

Schulschlussgottesdienst der Landwirtschaftsschule Schweinfurt, 19.3.2009

Einführung
Ein Labyrinth ist da abgebildet auf Ihrem Liedblatt. Vielleicht haben Sie ja schon gleich einen Stift gezückt oder wenigstens mit dem Finger einen Weg gesucht. Unübersichtlich ist es, so ein Labyrinth. Man weiß nie, ob man jetzt auf dem richtigen Weg ist, oder ob dieser Weg sich nicht doch als Irrweg entpuppt. Vielleicht auch erst nach fünf, sechs Ecken, vielleicht sogar erst nach einem ganz, ganz langen Weg. Dann muss man alles wieder zurück gehen, nochmal von vorne anfangen. Aber eines ist klar: Es gibt einen Weg, sonst hätte dieses Labyrinth keinen Sinn. Und es gibt einen Ausgang aus dem Labyrinth. Es gibt – Hoffnung. Hoffnung, dass ich, wenn ich nur lange genug dabei bleibe, dieses Labyrinth meistern werde. Hoffnung, dass ich mit meinen kleinen Schritten dem großen Ziel wirklich näher komme. Hoffnung, dass ich wirklich etwas bewege, den Überblick finde. Manchmal gehört dazu nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Als Schülerinnen und Schüler einer Landwirtschaftsschule brauche ich Ihnen das eigentlich nicht zu erklären: Aus einem kleinen Samen wird etwas Großes, das man eigentlich nicht für möglich gehalten hätte. Jesus vergleicht einmal sogar das Himmelreich mit so einem Samenkorn.
30 »Wie geht es zu, wenn Gott seine Herrschaft aufrichtet?«, fragte Jesus. »Womit können wir das vergleichen?
31 Es ist wie beim Senfkorn: Wenn es in die Erde gesät wird, ist es der kleinste Same, den es gibt.
32 Aber ist es einmal gesät, so geht es auf und wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es treibt so große Zweige, dass die Vögel in seinem Schatten ihre Nester bauen.«
Von dieser Hoffnung, die im Leben wachsen kann, handelt das erste Lied, das ich heute mit Ihnen singen möchte: Kleines Senfkorn Hoffnung. (Str. 1,2,5)
Lied


Schulschlussfeier. Endlich ist es vorbei mit den Prüfungen. Lange Zeit haben Sie, die Schülerinnen und Schüler, sich geplagt. Von weit her sind Sie hierher nach Schweinfurt gefahren. Haben Zeit investiert, gelernt, gebüffelt. Und nun – ist es vorbei. Die Erstsemester kommen noch des öfteren wieder, aber auch sie haben jetzt im Sommerhalbjahr erst einmal eine andere Struktur.
Was kommt nun? Was kommt nach dieser Ausbildung? Wohin geht die Reise? Herr Lang hat mir ein bisschen erzählt von Projekten, die Sie nun angehen wollen im Betrieb. Vergrößerung. Veränderung. Das ist aber auch immer mit Unsicherheiten verbunden: Ist das der richtige Weg, den ich da einschlage? Soll ich das wirklich so machen, oder wäre eine andere Alternative vielleicht sinnvoller? Was wird werden, wenn die Eltern irgendwann nicht mehr im Hof mitarbeiten können?
Gestern hatte ich eine Gruppe Konfirmanden. Wir haben uns über ganz ähnliche Fragen Gedanken gemacht: Wie wird mein Leben eines Tages sein? Wie wird es aussehen, wenn ich 25, 35, 50, 75 Jahre alt bin? Zum ersten Mal, seit ich das im Konfirmandenunterricht so mache, haben diesmal ein paar Mädchen gesagt: „Nein, das will ich nicht.“ Sie wollten sich keine Gedanken über ihre Zukunft machen. „Das macht mir Angst“, hat eine gesagt. Ja, das kann auch Angst machen. Da gibt es keinen Überblick. Das Leben liegt vor einem wie das Labyrinth auf unserem Liedblatt. Soll ich links abbiegen, oder lieber rechts? Soll ich diesen betrieblichen Plan verwirklichen, oder soll ich es lieber bleiben lassen? Soll ich, will ich mit diesem einen Menschen mein restliches Leben verbringen? Viele Fragen, die sich stellen und auf die es keine wirkliche Antwort gibt. Nur, indem man es wagt. Indem man versucht, die vielen Fragen und Herausforderungen zu meistern. Indem man es wagt, auch mal Irrwege zu gehen. Indem man sich die Hoffnung bewahrt: Die Hoffnung darauf, dass es auf jeden Fall einen Weg durch dieses Labyrinth des Lebens gibt. Sie haben sich als Schülerinnen und Schüler dieser Schule eine gute Grundlage erarbeitet, um einschätzen zu können: Dieser Weg ist besser für mich als der andere. Sie wissen, wo Sie ein Senfkorn pflanzen müssen, damit es gedeiht. Oder natürlich ganz andere Samen. Sie wissen, welche kleinen Handgriffe im Betrieb eine große Wirkung haben können. Sie sind auf dem Weg, Meister zu werden. Nicht unbedingt nur Landwirtschaftsmeister oder staatlich geprüfter Wirtschafter für Landbau. Nein: Meister Ihres eigenen Lebens. Meister Ihrer eigenen Zukunft. Ja, das kann gelingen. Denn Gott verspricht: Egal, welche Wege du einschlägst: Ich bin dabei. Ich gehe den Weg mit. Ob es nun zehn Irrwege hintereinander sind oder ein geradliniger Weg zum Erfolg: Ich, Gott, ich gehe diesen Weg mit dir mit. Ich wünsche mir, dass Sie davon in Ihrem Leben etwas erfahren können.
Natürlich gehört zu einer Schule auch die Gemeinschaft untereinander. Auch das ist etwas, das trägt, und das sich hoffentlich auch weiter hält, wenn Sie nun auseinandergehen. Das ist oft nicht einfach, gerade durch die Entfernung und den oft ja auch anstrengenden und zeitintensiven Beruf. Da ist es um so wichtiger, sich zwischendurch aufzuraffen. Aufzustehen, Aufeinander zuzugehen. So, wie im nächsten Lied.
Aufstehn, aufeinander zugehn...

 

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