Die Weihnachtsgeschichte - neu erzählt

Die Weihnachtsgeschichte - neu erzählt von Heiko Kuschel und Ullrich Göbel für den Weihnachtsfilm von Schweinfurter Nachrichten TV

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

So ähnlich hat das Martin Luther damals übersetzt, was der Evangelist Lukas vor 2000 Jahren aufgeschrieben hat. Vielen Evangelischen klingen diese Formulierungen bis heute in den Ohren.

Was für eine Zeit, damals! Das einst stolze Israel, das schon ein Jahrtausend existierte, das auf so große, weise und prächtige Könige wie David und Salomo zurückblickte – es war nur noch besetzte Provinz. Nicht mal eine eigene, einfach nur „Provinz Syrien“, und ein Römer mit dem unaussprechlichen Namen Quirinius herrschte mit harter Hand im Namen des römischen Kaisers. Hinrichtungen waren an der Tagesordnung. Angst, Mutlosigkeit, Perspektivlosigkeit machten sich breit.

Angst, Mutlosigkeit, Perspektivlosigkeit. Auch wenn die Situation ganz anders ist als unsere heute: Israel, I feel you.

 

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Angst, Mutlosigkeit, Perspektivlosigkeit. Doch nein: Einige hielten an der Hoffnung fest. Der Prophet Micha hatte es doch gesagt über die kleine Stadt Betlehem, Geburtsort des großen Königs David, heute kleiner als Schweinfurt:

Du aber, Betlehem Efrata, bist zu klein,

um zu den Landstädten Judas zu zählen.

Doch aus deiner Mitte soll einer kommen,

der Herrscher sein wird in Israel.

Seine Wurzeln reichen zurück bis in die Urzeit,

seine Herkunft steht von Anfang an fest.

Da, in Betlehem, da erhofften sie sich den Neuanfang. Die Wende. Den Beginn einer neuen Hoffnung für ihr Volk und auch ihren Glauben an Gott. Wann sollte die Prophezeiung erfüllt werden? Wann, wenn nicht jetzt, in dieser Zeit, da das Volk Israel – wieder mal – vor dem Untergang stand? Er wird kommen, er wird uns retten! Ja, das glaubten sie ganz fest. Nur geschah es anders, als sie es sich vorgestellt hatten.

 

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Ob es die Volkszählung gab? Ob Jesus wirklich in Betlehem geboren wurde? Die historischen Details verschwinden im Dunkel der Geschichte, sind gar nicht so wichtig. Was bleibt, ist das, was der Evangelist Lukas uns mit seiner Erzählung sagen will. Die tiefere Wahrheit, die in seinen Worten steckt. Das, was uns im Herzen heute noch anspricht. Das, warum wir heute noch diese Geschichte so gerne hören und erzählen. Nämlich:

In Zeiten der größten Not kommt der, der uns retten will. Ein wahrer König, wie es David einst war. Und doch ganz anders.

Dorthin, nach Betlehem, gingen die Eltern von Jesus, Maria und Josef. Nicht einmal eine Bleibe fanden sie, erzählt Lukas. In einem Stall mussten sie schlafen, und der war sicher nicht so hübsch und aufgeräumt wie unsere Krippen unter dem Weihnachtsbaum. Was für ein Elend, was für ein Kontrast! Nix mit Krankenhaus oder Hausgeburt. Ohne ein Bett, im dreckigen und stinkenden Stroh zwischen den Tieren, kam der zur Welt, den sie später „Sohn Gottes“ nannten. Den Retter. Den Messias, das heißt: den neuen König Israels.

Und Maria gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

 

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Szenenwechsel. Die Hirten auf dem Feld. Der Abschaum der Gesellschaft. Die stinken noch mehr als alle anderen, können sich ja nicht waschen da draußen. Und außerdem kommen da nur die hin, die für alles andere zu dumm sind, so die Vorurteile. Wir kennen das. Heute wären’s vielleicht die Leute von der Müllabfuhr. Die haben manchmal mit ähnlichen Vorurteilen zu kämpfen. Oder die Obdachlosen. Oder ... mit wem möchten Sie selber am liebsten gar nichts zu tun haben?

Ja genau. Und eben die erfuhren es als allererstes, vor allen anderen.

Auf einmal trat ein Engel des Herrn zu ihnen,

und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie.

 

Und dieser Engel, er sagte die erlösenden Worte, die so oft in der Bibel stehen wie wohl kaum etwas anderes:

Fürchtet euch nicht.

In all die Angst, die Verzweiflung, die Einsamkeit und Perspektivlosigkeit hinein sagt er:

Fürchtet euch nicht.

 

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Fürchtet euch nicht!

Hört doch: Ich bringe euch eine gute Nachricht,

die dem ganzen Volk große Freude bereiten wird.

Denn heute ist in der Stadt Davids

für euch der Retter geboren worden:

Er ist Christus, der Herr.

 

Christus – auf Hebräisch: Messias. Der Gesalbte, so wie man damals Könige nicht krönte, sondern salbte. Der legitime Nachfolger des großen Königs David. Der, der Israel retten wird. Und vielleicht sogar die Welt.

Fürchtet euch nicht.

 

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So schnell sie konnten, liefen die Hirten und fanden Maria, Josef und das neugeborene Kind in der Krippe.

Aufgeregt und erfüllt von großer Freude erzählten sie, was die Engel ihnen gesagt hatten.

Alle hörten zu, sie staunten über dieses Wunder.

Sie fingen an zu begreifen:

Hier, ganz unten im stinkenden Stall in Windeln gewickelt,

kam Gott in die Welt.

Der Retter.

Klein und unscheinbar, kein großer Herrscher.

Keiner, der alles machtvoll von einem Tag auf den anderen gut macht.

Und doch einer, der Hoffnung macht.

Der Liebe verbreitet.

Der voller göttlicher Kraft die Botschaft weitergibt, sie in unsere Herzen pflanzt:

Fürchtet euch nicht!

 

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Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.
Geht hinein ins Dunkel dieser Nacht.
Spürt in allem, was euch dort begegnet,
die Freude, die euch Gott hat zugedacht.

Also geht. Gehet eure Wege.
Füllt die Erde an mit Zuversicht.
Singet laut an gegen alle Zweifel
von dem, der durch dies Kindlein zu uns spricht.

Doch nun geht. Die Nacht ist voller Wunder.
Das Leben ist erschienen uns im Kind.
Es lässt uns ahnen Licht und Fried und Freude
für alle die, die guten Willens sind.

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