Wagenkirche: Die Gurke bewahren

Wagenkirche am 2.6.2011

Magst du auch ein Stück Gurke? Lecker. Hab ich grade am Markt gekauft. So klasse, wo wir doch jetzt jede Woche hier am Markt vorbeikommen.

Spinnst du? Willst du jetzt so ne Art Selbstmordanschlag hier verüben oder was? Noch nichts von EHEC gehört? Hör auf mit deinen Gurken!

Also, ganz ehrlich: Hier am Markt bekommen wir doch Gemüse aus der Region. Da bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht belastet ist. Und durch halb Europa wurde es auch nicht erst gefahren. Ich glaube nicht, dass wir da Gammelgemüse oder irgendwelche EHEC –Erreger bekommen.

Stimmt. Aber das ist ja auch wieder so ein Ding. Da kriegen bestimmte Leute den Kragen nicht voll und scheinen mit allem möglichen Mist ihr Gemüse zu düngen. Und dann kommt so ein Mist raus dabei.

Aber auf der anderen Seite können die das nur machen, weil es vielen Leuten nicht billig genug sein kann. Dann braucht man sich nicht zu wundern, dass man irgendwann einmal nur noch Mist isst. Hab ich heute früh auf Twitter gelesen – weißt du, wofür die Abkürzung EHEC steht? Esst halt einfach Chemie.

Da lob ich mir doch die Leute, die auf dem Markt einkaufen oder auf gute Ware achten.

Naja, noch dazu. Hier kann ich nachfragen. Da hab ich einen Menschen vor mir und nicht bloß eine Verpackung mit Ampel und allem Möglichen an Hinweisen.

Tja unser Umgang mit Nahrung und der Schöpfung. Das ist so eine Sache. Da könnte man ähnlich wie der alte Indianer sagen: Wenn irgendwann einmal das letzte Gemüse und der letzte Apfel vergiftet sind, werdet ihr merken, dass man Verpackungen nicht essen kann.

In der Bibel heißt es: Wir sollen die Erde bebauen und bewahren. Da steht nicht: Optimiert den Gewinn um jeden Preis. Das ist ja nicht nur beim Gemüse so. Ist natürlich anstrengender und oft auch teurer und wir können uns das auch nicht immer leisten. Aber ich denke, wir sind es der Erde und unseren Kindern schuldig. Wird Zeit, dass wir das kapieren.

Langer Rede kurzer Sinn: Ein Sonntag, wie er Gott gefällt fängt beim Einkaufen ein. Gebt euch nicht mit Mist zufrieden, sondern gönnt euch was Gutes.

Genau. Oder heute: Gönnt euch etwas Gurkes.

Amen.
 

Zirkus mit Tieren

Momentan gastiert in Schweinfurt der Zirkus Charles Knie. Wir waren mit unseren Kindern drin – und teilweise wusste ich wirklich nicht, ob ich lieber auf die leuchtenden Kinderaugen oder in die Manege schauen sollte. Einfach eine wunderschöne Vorstellung. Das hat von Anfang bis Ende Spaß gemacht und wird unserer Tochter sicher als schönster Geburtstag ihrer Kindheit in Erinnerung bleiben.

Über Twitter erreichte mich aber eine Anfrage von @textzicke, die ich durchaus sehr ernst nehme: „Ich finde, Zirkusse mit Tier-Beteiligung sind eine riesige Schweinerei. Boykottiere ich seit Jahren. :(“

Landwirtschaft aus Leidenschaft

Schulschlussgottesdienst der Landwirtschaftsschule, 25.3.2011

Einführung

Eine Blume ist da abgebildet auf Ihrem Liedblatt. Wenn ich sie so ansehe, dann denke ich mir einfach nur: Schön. Wie geht es Ihnen dabei? Können Sie noch staunen, schön finden, sich daran freuen? Oder geht Ihnen erst einmal der lateinische Name durch den Kopf, oder welche Bodenbedingungen diese Pflanze so braucht? Vielleicht überlegen Sie auch gleich, ob diese Blume vielleicht auch aus irgendeinem Billigland importiert wurde – denken an unmenschliche Arbeitsbedingungen dort und den Preisverfall hier.

Können Sie das noch: Staunen, einfach nur schön finden, sich freuen an dieser einen Blüte? Landwirtschaft aus Leidenschaft, unter dieser Überschrift steht Ihre Abschlussfeier heute. Zur Leidenschaft gehört das dazu: Die Begeisterung für etwas. Das Träumen. 
Sie wissen mehr als viele andere, wie schön diese Welt ist, in der wir leben. Und Sie wissen mehr als andere, wie bedroht sie an vielen Stellen ist.

Erdenball

Du, Erdenball,
der du ruhelos rollst durch das All,
hab dich so gern,
sorge mich so um dich, blauer Stern.

Ach, dein grünes Kleid wird brüchig,
und dein Atem stinkt,
trübe wird das Meer.
Atlasbär und Wandertaube,
Beutelwolf und Ur
gibt es schon nicht mehr.

Die Schneekatastrophe ist da.

Seit Tagen warnen die Wetterexperten vor dem Schneechaos in Deutschland. Nun ist es da. Geschlagene neun Zentimeter habe ich heute vor meiner Haustür gemessen. Ja, und auch mein Stadtbus hatte unverschämte vier Minuten Verspätung. Gut, dass ich mich entsprechend warm angezogen habe, sonst wäre ich vermutlich in der Zwischenzeit erfroren.

Nein, mal ganz ernsthaft: Ich weiß natürlich, dass Schweinfurt jetzt nicht so wirklich die Schnee-Ecke Deutschlands ist. Ohne Frage ist es anderswo schlimmer. Und ohne Frage ist es tragisch, ja katastrophal, wenn Menschen zu Schaden oder gar ums Leben kommen.

Trotzdem sehe ich die Berichterstattung über den Winter mit großer Sorge. Denn ich kann solche „Katastrophenmeldungen“ irgendwann einfach nicht mehr ernst nehmen. Wegen zehn Zentimetern fällt nun also in ganzen Landkreisen die Schule aus – in Schweinfurt nicht. Ich kann's verstehen in Schonungen: Da liegt die Schule ganz oben am Berg, möglicherweise kommen die Schulbusse gar nicht hoch. Dort fällt der Unterricht heute tatsächlich aus. Aber sonst?

Leute, wir haben Winter. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich als Kind in Mittelfranken oft so bis zu 30 Zentimeter Schnee gemessen. Und nie ist die Schule ausgefallen. 

Wir haben Winter. Haben wir uns in den letzten Jahrzehnten einfach zu weit von der Vorstellung entfernt, dass wir eben nicht alles im Griff haben? Die Räumdienste kommen nicht nach, also wird auf die Räumdienste geschimpft statt einfach mal Verständnis zu haben, dass die nicht überall sein können. Die Straßen sind glatt, trotzdem fahren manche, als wäre die Straße trocken wie im Hochsommer.

Unsere Kinder müssen maximal 20 Minuten auf den Schulbus warten, dann dürfen sie wieder heim. @Pfarrerb schrieb vorhin auf Twitter: „bei mir waren es vor 45 Jahren 60 Minuten auf den Bus warten!“

Ich möchte jetzt nicht diese gute alte Diskussion anzetteln von wegen, früher war der Schnee besser und sowieso die gute alte Zeit. Aber ich frage mich: Sind wir zu verweichlicht? Sind wir zu sehr eingepackt in Airbags, Sicherheitsvorschriften, Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten, als dass wir das überhaupt noch wahrnehmen können: Die Natur hat uns im Griff. Nicht umgekehrt.

Es ist Winter, Leute. Das ist keine Katastrophe. Das ist normal. Richtet euch doch einfach drauf ein.

Die wirklichen Katastrophen, die sind nämlich ganz woanders. Die wirklichen Katastrophen:

  • Dass in unserem reichen Land Menschen vor Kälte sterben
  • Dass bei uns so viele Kinder unter der Armutsgrenze leben
  • Dass weltweit alle paar Sekunden ein Kind an Hunger oder den Folgen von Unterernährung stirbt

Vielleicht könnte da mal jemand einen Räumdienst vorbeischicken. Damit diese Katastrophen beseitigt werden.

Danke und einen schönen Winter.

 

kirchliche Wahlempfehlung

Ein Beitrag von 2009 - immer noch aktuell
Vor einigen Tagen rief mich ein engagierter Christ aus dem Schweinfurter Raum an, hörbar verärgert. Der Grund: Für die „Nacht der Offenen Kirchen“ am 2.10.2009 hatten wir als Schirmherr bereits letztes Jahr den damaligen Bundesminister Michael Glos gewonnen, der nun auch ein Grußwort für das Programmheft geschrieben hat. Ja, in der Tat: Das sieht danach aus, als würde die Kirche versuchen, Einfluss auf die Wahl zu nehmen. Ein einflussreicher Politiker bekommt hier viel Raum angeboten, um sich zu präsentieren. Ich glaube aber, niemand aus der Steuerungsgruppe hatte vor gut einem Jahr im Blick, dass diese Programmhefte genau passend kurz vor der Bundestagswahl verteilt werden. Mir zumindest liegt eine solche Einflussnahme fern. Gerade jetzt vor der Wahl versuche ich, mich mit parteipolitischen Äußerungen als Pfarrer zurückzuhalten.

We eat the world

Heute bin ich, wegen des Urlaubs ein wenig verspätet, auf einen Blogeintrag von Andrea Juchem (Twitter: @ApfelMuse) gestoßen. Titel: Brot zum wegschmeißen. Sie nimmt Bezug auf den Film "We feed the world", in dem z.B. gezeigt wird, wie viel Brot und Backwaren jeden Tag in Wien weggeworfen werden - genug um die zweitgrößte Stadt Österreichs, Graz, zu versorgen. Und das, während anderswo alle paar Sekunden ein Kind an Unterernährung stirbt? Es kommt noch besser - oder eher gesagt: schlechter: Im Filmausschnitt erklärt einer, woher vier Fünftel des Schweizer Getreidebedarfs kommen (wovon vermutlich dann auch einiges wieder weggeworfen wird): aus Indien, wo viele Menschen unterernährt sind. Anbauflächen in Europa werden dafür dann für Biogas etc. verwendet und stehen für die Lebensmittelproduktion nicht mehr zur Verfügung.

Mond und Erde beherrschen

Faszinierend: Der Mond. Immer wieder besungen. In unzähligen Gedichten beschrieben. Liebespaaren leuchtet er, Betrunkenen, aber auch Dieben. Riesengroß steht er manchmal über uns. Vor vierzig Jahren verlor er irgendwie einen Teil seiner „Unschuld“. Ein großer Schritt für die Menschheit war es, dass dieser oft so rätselhafte Himmelskörper nun fassbar, in den mitgebrachten Steinen sogar anfassbar wurde. Das war ein weiterer Schritt in der Evolution, ein historisches Ereignis.

extra für die Milch

In unserer Familie gibt es etwas Besonderes: Den Milchkühlschrank. Ja, genau. Ein zweiter Kühlschrank, der hauptsächlich für die Milch da ist. Na ja, auch mal ne Flasche Wein oder ein paar Flaschen Bier, aber vor allem eben Milch. Aktueller Stand immerhin 13 Liter, das reicht so etwa für eine knappe Woche.