Advent gelingt mit Liebe.

Predigt am 1. Advent 2009
Madenhausen/Weipoltshausen, 29.11.2009
Text: Röm 13, 8-12

Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13- 17): "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren", und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt (3. Mose 19,18): "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. 12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

Liebe Gemeinde!

Endlich ist es wieder soweit. Wir schmücken die Häuser, wir backen Plätzchen, wir gehen auf Weihnachtsmärkte. Und: Wir zünden die erste Kerze an. Bald, bald ist Weihnachten. Wir sehnen uns nach diesem romantischen Bild. „Stille Nacht, heilige Nacht“ wollen wir singen und dieses Gefühl der Ruhe, der Heiligkeit in uns aufnehmen.

Die Realität sieht leider oft anders aus. Die Weihnachtsvorbereitungen sind stressig, in vielen Familien gibt es Streit, wenn man an Weihnachten so lang und eng aufeinander sitzt. Aber wir sehnen uns nach diesem Ideal, und manchmal gelingt es uns auch.

Aber selbst unser Predigttext scheint ja eine ganz andere Sprache zu sprechen. Heute, am ersten Advent, geht es nicht um „Friede Freude Eierkuchen“, da ist keine Rede von „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Eine scharfe, teilweise unangenehme Mahnung spricht Paulus da aus in seinem Römerbrief. Und er sagt: Bald ist die Zeit da! Die Nacht ist vorgerückt, der Tag – der Tag an dem Jesus wiederkommt – ist nahe herbeigekommen. Sicher hat er sich da um ein paar tausend Jahre vertan, wenn er annahm, dass Jesus bald wiederkommen würde. Selbst Jesus hatte ja gesagt: Den Tag weiß niemand, außer Gott selbst. Doch für jeden von uns ist dieser Tag unterschiedlich nahe, an dem wir selbst vor Gott stehen, an dem unser Leben auf dieser Welt zu Ende ist. Vielleicht wird es noch heute soweit sein, vielleicht erst in 80 Jahren. Und da wird es wirklich ernst: Wie würden Sie leben, wenn Sie wüssten, dass dieser Tag Ihr letzter ist? Würde es etwas ändern? Würden Sie sich noch mit dem einen oder anderen versöhnen? Würden Sie gerne noch irgend etwas abschließen, was Sie noch nicht zu Ende gebracht haben?

Paulus sagt: Erinnert euch in dieser Situation an die Gebote, die Gott uns gegeben hat. Aber davon gibt es so unendlich viele, für einen Juden gab es ja nicht nur die Zehn Gebote, sondern Hunderte von Vorschriften, die es zu beachten galt. Nein, sagt Paulus. Alles, was ihr beachten müsst, das ist die Liebe. Alle Gebote sind in diesem einen zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Darin stecken übrigens zwei Personen, die geliebt werden sollen. Nicht nur mein Nächster – sondern auch ich selbst. Du sollst auch dich selbst lieben! Für manche ist das gar nicht selbstverständlich. Manche Menschen hassen sich selbst regelrecht. Ich erlebe das in der Seelsorge immer wieder. Jeden noch so kleinen Fehler, den sie einmal begangen haben, rechnen sie auf. In ihnen ist es finster, weil sie sich selbst nicht lieben können. Sie vergessen darüber, dass Gott sie geschaffen hat. Mit allem, was sie nicht so gut hinkriegen. Mit allen ihren kleinen und großen Fehlern. Und dass Gott sie liebt.

Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst: Wer sein Leben liebevoll lebt, der ist schon auf einem guten Weg. Es wird nicht alles perfekt sein. Es wird Umwege geben, große und kleine Schwierigkeiten, vielleicht sogar Katastrophen. Aber wer sein Leben liebevoll lebt, der ist vorbereitet auf den Tag, an dem Jesus wiederkommt.

So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. So sagt es Paulus. Lassen wir das hinter uns, was uns belastet. Heute, am ersten Advent, beginnt ein neues Kirchenjahr. Wir gehen zu auf Weihnachten. Auf das Fest der Liebe und der Lichter mitten in einer dunklen Zeit. Lasst uns vorbereitet sein darauf, dass Gottes Liebe zu uns kommt.

Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13- 17): "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren", und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt (3. Mose 19,18): "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
11 Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. 12 Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts.

Wenn wir das beherzigen, liebe Gemeinde, wenn wir so liebevoll miteinander umgehen, dann kann Weihnachten wirklich das Fest des Lichts, der Liebe und der Nähe Gottes werden.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.