Rettet das Unkraut!

Zwei Wochen waren wir im Urlaub – und erkannten unseren Garten fast nicht mehr wieder. Wo ist die kleine Reihe Buchs geblieben? Überwuchert von irgend einem grünen Zeug. Und der Busch vorm Gartenhäuschen? Die Disteln sind mittlerweile höher, verdecken ihn fast komplett.
Unkraut. So sagen wir. Nerviges Zeug. Ständig muss es bekämpft werden. Alle unsere Planungen, alle Bemühungen um „schöne“ Gärten macht es wieder kaputt.Wozu gibt es dieses blöde Zeug überhaupt? Nur damit wir es ausreißen? Nein, natürlich nicht. Jede dieser Pflanzen hat ihren mehr oder weniger wichtigen Platz in der Natur. Und es ist, glaube ich, auch ganz gut, dass wir nicht die ganze Natur in der Hand haben. Denn was wir planen, ist oft gegen die Natur: Klare Strukturen. Glatte Flächen. Blumen, Bäume oder Mohrrüben in Reih und Glied. Wie langweilig.
Was da wächst, das ist ganz anders. Chaotisch. Unberechenbar. Wuchernd. Keine gerade Linie, kein Plan, schon gar keine freie Fläche. Dafür Platz für unzählige kleine Tiere, die hier Nahrung finden. Und nebenbei noch, wenn man genauer hinschaut, auf ihre Art schön.
Trotzdem: Das Unkraut stört. Es gehört nicht in unseren Garten. Es muss weg.
Jesus sagt einmal in einem Gespräch, als es um Schuld und Strafe geht (Lukas 13,4): Ihr Menschen, ihr seid eigentlich in Gottes Augen nichts anderes als Unkraut. Jeder einzelne von euch. Jeder würde Gottes Strafe verdienen. Ausgerissen werden, nichts bleibt übrig. Aber Gott ist anders. Bestimmt hat er einen Plan, und bestimmt haben wir ihn schon oft überwuchert, ja, bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Und trotzdem reißt er uns nicht aus. Trotzdem lässt er uns leben. Lässt uns den Platz, den wir brauchen. Weil er uns liebt. Jede und jeden. Den Menschen, den man sich als Sonnenblume vorstellt, genauso wie den, der eher einer Distel gleicht. Platz für unzählige große und kleine Geschichten. Für abgrundtief Trauriges und für überwältigende Freude. Für Liebe und für Hass.
Seltsam, oder? Ich könnte das nicht. Ich ärgere mich über andere, finde Dinge ungerecht – doch Gott lässt jedem seinen Platz.
Ich könnte das nicht. Drum muss ich jetzt auch los. Unkraut jäten.
 

Comments

DANKE, Heiko! Jetzt brauch ich auch kein schlechtes Gewissen mehr haben mit meinem eigenen Unkraut-Garten. Da wucherts nämlich so sehr, dass ich kaum nachkomme. So erinnert mich mein Garten jetzt an Gottes Liebe für jede und jeden. SCHÖN! :D lg Thorsten http://thorlac.blog.de

jaja, ist schon einige Zeit her dieser Beitrag hat mich aber irgendwie sehr angerührt, so als selber gärtnernde. Vor allem mit dem Schachtelhalm kämpfe ich. Soll als Tee ja sehr gesund sein für Mensch und Pflanzen. Ich wär wohl auch eher ein Unkraut, je nach Definition. Dabei gibt es so schöne (Un)Kräuter. zB der ein wenig stachlige Natterkopf mit seinem unglaublichen Blau, dunkler und intensiver als die Wegwarte, so geduldig in ihrem himmelblauen Kleid. und wie hartnäckig und genügsam diese Pflanzen sind, davon kann ich viel lernen. Und das Löwezahngelb im Frühjahr - wärmt das Herz wie die Sonne. Achja, dann noch das Fünffingerkraut - aus jederm Rankenende wird wieder ein Neues bis alles zugewuchert ist. und ich bin zu träge für den Kampf und lass es nebeneinander wachsen. Aber wenn ich meine Lieblinge nciht mehr sehe muss ich doch wieder raus - wie gut mir das dann tut!