Jesus nachfolgen? Ganz schön schwer ...
Predigt am 5. Sonntag nach Trinitatis, 30.6.2013
St. Lukas Schweinfurt
Abschlussgottesdienst des 3. Kurses "Christsein für (Neu-)Einsteiger"
Text: Lk 14, 25-33
Es ging aber eine große Menge mit ihm; und er wandte sich um und sprach zu ihnen: 26 Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. 27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. 28 Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen? 29 damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten, 30 und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen. 31 Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? 32 Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden. 33 So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein
Liebe Gemeinde!
Ein ziemlich unangenehmer Predigttext ist das heute, finde ich. Sperrig. Unbequem. Da ist nicht viel von „Du bist geliebt“ und „frohe Botschaft“ zu spüren, was wir doch sonst so gerne hören und verkünden. Auch bei unserem Kurs „Christsein für (Neu-)Einsteiger“, den wir ja mit diesem Gottesdienst abschließen, war davon die Rede. Davon, dass unsere Botschaft eine Frohbotschaft und keine Drohbotschaft ist. Davon, dass es nicht um Regeln und deren Befolgung geht, sondern im Gegenteil: Um Befreiung!
Und jetzt so ein Wort von Jesus: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. 27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“
Wenn ich könnte, würde ich Jesus jetzt mal beiseite nehmen und ihm ins Gewissen reden: „Jesus, was soll denn das?`So kannst du doch nicht reden! Erst predigst du die Liebe, und jetzt hier redest du davon, dass wir alle hassen sollen, die um uns herum sind. Unsere engsten Verwandten, ja sogar uns selbst!“
Und ich stelle mir vor wie Jesus mir antwortet: „Ja, natürlich! Ich will die Menschen aufrütteln. Glauben, das ist nicht nur so ein bisschen vor-sich-hinglauben und wir haben uns alle lieb. Glauben bedeutet: Glauben mit aller Konsequenz. Und das heißt: Alles andere steht in seiner Wichtigkeit hintenan. Alles, was dem Glauben im Weg steht, das muss weg, auch wenn es schmerzt. Mit Hassen meine ich natürlich nicht, dass du deiner Familie Schlechtes wünscht. Aber, dass sie dich in keinem Fall davon abhalten darf, dich an allererster Stelle um deinen Glauben zu kümmern!“
„Puh, Jesus. Das ist aber ganz schön schwer, was du da von uns Menschen verlangst.“
„Ja, natürlich ist das schwer“, höre ich Jesus in meinen Gedanken antworten. „Und es wird noch viel schwerer. Denn ihr wisst, was ich gemeint habe, als ich gesagt habe: wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Ihr wisst, wie mein Weg des Glaubens ausgesehen hat. Und ihr wisst auch, wie viele Menschen für ihren Glauben gestorben sind. Und eigentlich wisst ihr auch, dass gerade in eurer Zeit Christen in vielen Ländern der Welt verfolgt und sogar getötet werden wegen ihres Glaubens. Nur ihr hier, in Europa, ihr seid satt und bequem. Für euch ist Glauben eine Freizeitangelegenheit, nichts, was das ganze Leben durchdringt. Ihr zahlt ein bisschen Kirchensteuer, spendet mal was für Brot für die Welt und amnesty international und geht eventuell ab und zu in die Kirche. Aber wer mir wirklich nachfolgt, für den kann das ganz schön unbequem, ja lebensgefährlich sein!“
„Also Jesus, das finde ich jetzt aber ganz schön hart. Bei uns gibt es nun mal keine Christenverfolgung. Und ich zum Beispiel, ich bin immerhin Pfarrer geworden. Und viele von denen, die heute hier sitzen, die sind im Kirchenvorstand oder engagieren sich an anderer Stelle für ihre Gemeinde.“
„Ja und? Würdet ihr das auch in China tun, wenn es eure Existenz gefährden würde? Oder viel näherliegend: Wärst du auch in der DDR Pfarrer geworden?“
„Ich weiß es nicht, Jesus. Aber ich würde gerne so einen starken Glauben haben. Aber immerhin, ich versuche doch wirklich, als Christ zu leben. Apropos – ich soll dich vom Alexander grüßen.“
„Der glaubt doch gar nicht an mich.“
„Ja, das stimmt. Aber ich habe ihm gestern erzählt, dass wir uns unterhalten werden.“
„Und? Weißt du, woran es liegt, dass er nicht an mich glaubt?“
„Nein, darüber haben wir uns noch nie wirklich unterhalten.“
„Siehst du. Und warum nicht? Weil du ihn mit deinem Glauben nicht belästigen willst. Du hast Angst davor, jemandem von mir zu erzählen. Und dabei musst du mit keinerlei Repressionen rechnen, wenn du es doch tust.“
„Aber ich will halt nicht so plump missionieren.“
„Und stattdessen tust du es gar nicht? Das ist keine Ausrede. Vielleicht würde er ja sogar an mich glauben, wenn die Christen, denen er begegnet ist in seinem Leben, überzeugender gewesen wären?“
„Ja, vielleicht. Ich weiß es nicht.“
„Weil du ihn nie danach gefragt hast.“
„Ja, schon gut, du hast ja recht, Jesus. Aber jetzt mal ehrlich, das ist ganz schön viel verlangt, diese Nachfolge.“
„Ich habe auch nie behauptet, dass es einfach ist.“
„Was kann ich denn tun? Was soll ich denn ändern? Ich kann doch jetzt auch keine Christenverfolgung herbeizaubern, nur um meinen Glauben beweisen zu können.“
„Nein, das musst du auch nicht.“, höre ich Jesus sagen. „Du musst nur eines: Vertrauen. Ich weiß doch, dass ihr schwach seid. Gott weiß es. Und er liebt euch trotzdem. So, wie eben ein Vater und eine Mutter ihre Kinder lieben, auch wenn sie Fehler machen. Kein Mensch kann darin perfekt sein. Ihr seid nicht perfekt in der Nachfolge. Aber auch die, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sind es nicht. Mir wirklich nachzufolgen, das ist sehr sehr schwer. Das könnt ihr nicht selber leisten. Umso wichtiger ist es für euch, auf mich zu vertrauen. Denn dafür bin ich gestorben. Damit ihr wisst: Gott liebt euch trotz all eurer Fehler. Denk an den Wochenspruch, den du vorhin vorgelesen hast: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es. (Eph 2, 8)“
„Ich werd's versuchen, Jesus.“
„Nicht versuchen. Tu es einfach. Folge mir nach.“
"Amen."