Texte der "Klänge in der Nacht" am 13.3.2020
Hier finden Sie die Texte der wegen des Corona-Virus kurzfristig abgesagten "Klänge in der Nacht" am 13.3.2020. Ein Klick auf die Vorschaubilder bringt Sie zu den jeweiligen Stationen.
Station 1: Mose
Mose an der Kanzel
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet.
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Seit über 300 Jahren stehe ich hier. Doch in der letzten Zeit wäre ich manchmal am liebsten weggelaufen. Hätte diesen Platz verlassen. Weg aus dieser Welt, die immer unmenschlicher zu werden scheint.
Menschen fliehen. Vor Kriegen und vor Hunger. Sie verlassen ihre Heimat, weil sie keine Lebensgrundlage mehr haben. Sie kommen irgendwo unter, in den Nachbarländern, ein kleiner Teil kommt hierher zu euch. Und ihr? Ihr seht zu, wie sie voller Verzweiflung in die völlig untauglichen Schlauchboote steigen. Ihr seht zu, wie sie ertrinken im Meer. Über zehntausend Menschen in den letzten sechs Jahren. Darunter viele Kinder. Das Mittelmeer, in dem ihr im Sommer zur Erholung planscht, ist ein großes Grab geworden.
Und die verzweifelten Flüchtlinge aus Syrien, die zum Spielball politischer Interessen geworden sind, die an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland gestrandet sind? Mit Tränengas schießt ihr auf frierende, verzweifelte Kinder. Ist das das Europa, auf das ihr so stolz seid?
Euch interessiert nur, ob ihr genug Nudeln und Toilettenpapier zusammenbekommt und ob ihr euch ansteckt mit Corona oder nicht. Diebe stehlen Desinfektionsmittel aus einer Kinder-Krebsstation. Wo bleibt euer Mitgefühl? Wo bleibt eure Hilfe?
Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Ich habe Schlimmes erlebt in dieser Zeit, schwere Kriege, unmenschliche Verfolgungen, den Massenmord an uns Juden. Ich will das nicht mehr. Ich will nicht mehr zusehen, wenn Menschen elend umkommen im Dreck. Wenn sie untergehen im Meer. Lasst mich gehen. Lasst mich hier raus.
Die Corona-Lehre
Quarantänehäuser sprießen,
Ärzte, Betten überall,
Forscher forschen, Gelder fließen -
Politik mit Überschall.
Also hat sie klargestellt:
Wenn sie will, dann kann die Welt.
Also will sie nicht beenden
Das Krepieren in den Kriegen,
Das Verrecken vor den Stränden
Und dass Kinder schreiend liegen
In den Zelten, zitternd, nass.
Also will sie. Alles das.
Thomas Gsella
Nach Hause?
Stell dir vor du musst gehen.
Rennen.
Fliehen.
Du verlierst alles.
Alles.
Stell dir vor du stirbst.
Nicht.
Nicht im Krieg.
Nicht in der Wüste.
Nicht im Meer.
Stell dir vor jemand kommt,
der dich nicht versteht.
Den du nicht verstehst.
Der dir sagt: Geh nach Hause!
Nach Hause.
Nach Hause?
Peter Priller
https://www.facebook.com/peter.priller.3/posts/3083163471694943
Matthäus 25, 31-40
Jesus sprach:
31 »Der Menschensohn wird wiederkommen
in seiner Herrlichkeit
mit allen Engeln.
Dann wird er sich auf seinen Herrscherthron setzen.
32 Alle Völker werden vor dem Menschensohn versammelt.
Und er wird sie in zwei Gruppen aufteilen –
wie ein Hirte die jungen Ziegenböcke von der Herde trennt.
33 Die Herde wird er rechts von ihm aufstellen
und die jungen Ziegenböcke links.
34 Dann wird der König zu denen rechts von ihm sagen:
›Kommt her! Euch hat mein Vater gesegnet!
Nehmt das Reich in Besitz,
das Gott seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt hat.
35 Denn ich war hungrig,
und ihr habt mir zu essen gegeben.
Ich war durstig,
und ihr habt mir zu trinken gegeben.
Ich war ein Fremder,
und ihr habt mich als Gast aufgenommen.
36 Ich war nackt,
und ihr habt mir Kleider gegeben.
Ich war krank,
und ihr habt euch um mich gekümmert.
Ich war im Gefängnis,
und ihr habt mich besucht.‹
37 Dann werden die Menschen fragen,
die nach Gottes Willen gelebt haben:
›Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen
und haben dir zu essen gegeben?
Oder durstig
und haben dir zu trinken gegeben?
38 Wann warst du ein Fremder
und wir haben dich als Gast aufgenommen?
Wann warst du nackt
und wir haben dir Kleider gegeben?
39 Wann warst du krank oder im Gefängnis
und wir haben dich besucht?‹
40 Und der König wird ihnen antworten:
›Amen, das sage ich euch:
Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt –
und wenn sie noch so unbedeutend sind –,
das habt ihr für mich getan.‹
Dunkel
Dunkel senkt sich über die Welt
Die Masse der Angst
der Verzweiflung
des Hungers
der Einsamkeit
ist zu groß für diese Erde.
Bald zehn Milliarden Menschen
sehnen sich
nach mehr
nach Leben
nach Frieden
oder nach Macht
nach Geld
nach Reichtum
Dunkel senkt sich über die Welt
Die Masse der Angst
quillt klebrig
aus den Ritzen
Das Angstrezept
ist altbekannt
es funktioniert
noch immer.
Solidarität ist ein Fremdwort geworden.
Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.
Außer für
die Schwachen
die Einsamen
die Kranken
die Kinder.
Dunkel senkt sich über die Welt.
Die Angst
klebt fest
Lied: Sound of Silence
Station 2: Holzkreuz
Holzkreuz
Jesus am Kreuz. Eine Darstellung aus einer anderen Zeit. Über 500 Jahre alt ist dieses Kreuz, seit über 100 Jahren hängt es hier, in diesem Chorbogen.
Die Augen geschlossen – schläft er? Ist er schon gestorben? Die Arme ausgebreitet am Kreuz, die Hände durchbohrt, und doch sieht es aus, als wolle er segnen, als wolle er die Welt umarmen. Er, der Schmerzensmann am Kreuz, ist hier. Segnet. Liebt, selbst noch im Tod. Er liebt diese kranke Welt.
Die Schatten des Kreuzes pflanzen sich fort. Größer wirkt das Kreuz im Gewölbe. Wie so oft: Die Schattenseiten sehen wir größer und stärker als das Licht. Und ihn, Jesus, der uns segnet: Ihn sehen wir im Schatten nicht.
Psalm 79: Die Stadt Gottes
Die Stadt Gottes ist in Trümmer gelegt.
Die Straßen des Friedens sind unbegehbar.
Die Türme der Hoffnung versinken im Erdboden.
Der Grundriss unserer Liebe ist zerstört.
Blut fließt an Heiligen Stätten,
die Steine schreien zum Himmel:
Wer wird uns vom Tod erwecken?
Die Leiden der Menschen zählen nicht mehr,
die Verwüstung ist zum täglichen Brot geworden.
Sie wollen unseren Gott kurz und klein schlagen,
darum haben sie uns die Hände gebunden
und unsere Freiheit in Ketten gelegt.
Um der Ehre deines Namens willen,
hilft uns, Gott unseres Heils.
Um deines Namens willen,
reiß uns heraus aus dem Chaos.
Weck uns auf von den Toten und hilf uns zum Leben,
so wollen wir dir danken von einer Generation zur anderen.
Hanns Dieter Hüsch
Riss in der Zeit
„Es ist vollbracht!“
So sprach er.
Und die Zeit selbst
riss entwei
für einen Moment
für alle Ewigkeit
und durch den Riss
quollen sie
aus allen Zeiten
aus aller Welt
die Fliehenden
die Hungernden
die Untergegangenen
die Gefolterten
die Ausgemergelten
in den Konzentrationslagern
die Ausgebeuteten
die Erniedrigten
zu ihm schrien sie
und wurden errettet.
Sie hofften auf ihn
und wurden nicht zuschanden.
Und der Himmel stand offen
für sie
für einen Moment
für alle Ewigkeit.
und er, am Kreuz,
die Hände liebend ausgestreckt,
seufzte ein letztes Mal
und verschied.
Lied: Were you there when they crucified my Lord
--- im Dunkeln ---
Einmal
Einmal,
da hörte ich ihn,
da wusch er die Welt,
ungesehn, nachtlang,
wirklich.
Eins und Unendlich,
vernichtet,
ichten.
Licht war.
Rettung.
Paul Celan
Es muss doch noch irgendwo sein
Es muss doch noch irgendwo sein
Etwas, das trägt und hält.
Ein Kleinod, ein funkelnder Schrein
In der verdorrenden Welt.
Eine Kammer voll Orgelwind,
Ein singendes Muschelhaus.
Die wie die Kinder sind,
Gehen dort ein und aus.
Und erkennen das alte Getier,
Das am Brunnen der Welt sich ergeht,
Löwe, Adler und Stier,
Und den Himmel, der offensteht,
Und die Grotte, den irdischen Schoß,
Und darüber den wandernden Stern
Und die Lilie, den reinen Trost,
Und das Lamm auf der Schulter des Herrn.
Und erheben in schrecklicher Lust,
Wenn die Schellen ergellen so bang,
Und küssen den Bruderkuss
Und singen den Lobgesang.
Doch für dich sind die Tore zu eng,
Du bist zu ungeschlacht.
Du kannst nur vielleicht, wenn die Nacht
Über dich verhängt,
Beten schüchtern und rau:
Unser Vater im Himmel, und weißt
Dann plötzlich ganz genau,
Was Vater und Himmel heißt.
Und kommst du auch nicht sehr viel weiter,
Es weicht dir zu Häupten der Stein,
Aufsteigt die Himmelsleiter,
Die Allmacht schließt dich ein.
Marie-Luise Kaschnitz
Lied: Licht an – nochmal wiederholen: „Oooh sometimes it causes me to tremble“
Station 3: Himmelsleiter
Himmelsleiter
Wie ein Bote aus einer anderen Welt, so schwebt es hier. Dreht sich, majestätisch langsam, schillert in allen Farben, ständig in Bewegung, ständig neu. Wer hindurchsieht, sieht die Welt dahinter, und doch, sie ist es nicht: Das Kreuz verändert alles.
Das Dunkel der Welt, die wir kennen. Das Leid der Menschen. Unsere eigene Nöte und Sorgen – sie sind nicht weg. Aber im Blick auf dieses Kreuz gewinnen sie Farbe. Keine schwarzen Schatten, nein: Bunte Lichtreflexe, österliche Freude scheint auf.
„Himmelsleiter“ hat der Künstler Ludger Hinse dieses Kreuz genannt. Wer davor steht, sieht die Zickzacklinien im Stamm des Kreuzes, die nach oben führen. Und wer genau an der richtigen Stelle steht, sieht sogar sich selbst in diesem Kreuz. Es führt nach oben. Es bleibt nicht stehen. Eine Verbindung zum Himmel.
Farbig. Majestätisch. Bewegt und bewegend. Eine Himmelsleiter, voller Hoffnung.
Sieben Farben
Sieben Farben hat das Licht
will die Nacht vertreiben
sieh es an und fürcht dich nicht
soll nicht finster bleiben
Lothar Zenetti
Lichtgebet
Wir wollen beten um das Licht
das in der Finsternis der Welt
und in die Finsternis unserer Herzen scheint
Lass Dein Licht leuchten
allen Gefangenen in der Welt
den unpolitischen und den politischen
die ermordet und gefoltert werden
in Mossul, Aleppo und an
vielen anderen Orten der Welt
lass sie wissen, dass Dein Licht noch immer scheint
lass sie wissen, dass wir sie nicht vergessen
in deinem Licht
Lass Dein Licht leuchten
allen Hoffnungslosen in der Welt
den wissend und den ahnungslos hoffnungslosen
sende dein licht zu denen
die immer noch mehr Waffen brauchen
um ruhig zu schlafen
lass uns dein gewaltloses licht sehen lernen
im Umgang miteinander
und im Leben mit anderen Völkern
denen wir Weizen und Wissen schulden
lass sie wissen, das dein Licht auch hier
im Land von Nacht und Nebel
immer noch da ist
dass sie willkommen sind in
ihrer Angst, ihrem Schrecken und ihrer Sehnsucht
in deinem Licht
Lass Dein Licht leuchten
allen Einsamen in der Welt
allen Alleingelassenen und Hinterbliebenen
allen jungen Menschen die nicht beheimatet sind
und allen verlassenen Frauen und Männern
lass uns nicht an ihnen vorbei sehen
sondern dein Licht des Trostes verbreiten
lass die Einsamen wissen, dass keiner alleine ist
nicht im Schmerz
nicht in der Depression
nicht in der Niederlage
lass uns alle dein Licht sehen
damit wir selber Licht werden
mach uns stark in deinem Licht
Wir tragen den Himmel, auf den wir zugehen, schon in uns.
So ist der ganze Weg zum Himmel schon Himmel.
Auch wenn der Himmel deines Bewusstseins oft verhangen ist
oder dunkle Wolken ein Ungewitter ankündigen, so darfst du doch
gewiss sein:
Der Himmel in dir kann sich nicht verdunkeln.
Dort, wo Gott in Dir wohnt, dort ist der Himmel.
Dort weitet sich dein Herz, dort ist das neue Licht.
Ludger Hinse
Text nach Dorothee Sölle
Lied: Du Gott der vielen tausend Wege
Station 4:Himmelsbögen
Himmelsbögen
„Lichtscheibe oder auch „Himmelsbögen“ nennt der Künstler Ludger Hinse diese Installation. Auf den ersten Blick sehen sie bei Tag ganz nett aus, doch im Vergleich zum faszinierenden, in allen Farben schimmernden Lichtkreuz im Chorbogen wirken sie fast ein wenig unscheinbar.
Ein zweiter Blick lohnt sich: Wer sich mit seinem Blick auf die Ebene der langsam rotierenden Bodenplatte begibt, wird geradezu magisch hineingezogen in das sich ständig verändernde Spiel der großen und kleinen Bögen aus Plexiglas, in das Spiel der Farben und Formen. Der Himmel ist nahe. Ich bin darunter geborgen. In allen Farben leuchtet dieser Himmel – wie ein großer, aufgespalteter Regenbogen. Die Gewölbe der Kirche nehmen die Formen auf, führen sie weiter – ganz blass, nur bei genauerem Hinsehen, sieht man auch die Farben der Bögen an der Decke spielen. Der Himmel ist in Bewegung. Der Himmel ist nahe. Bei uns. In uns. In Farbe.
Der halbfertige Himmel
Die Mutlosigkeit unterbricht ihren Lauf.
Die Angst unterbricht ihren Lauf.
Der Geier unterbricht seinen Flug.
Das eifrige Licht fließt hervor,
sogar die Gespenster nehmen einen Schluck.
Und unsre Malereien kommen zutage,
die roten Tiere unsrer Eiszeitateliers.
Alles beginnt sich umzublicken.
Wir gehen in der Sonne zu Hunderten.
Jeder Mensch eine halboffne Tür,
die in ein Zimmer für alle führt.
Der unendliche Boden unter uns.
Das Wasser leuchtet zwischen den Bäumen.
Der Binnensee ist ein Fenster zur Erde.
Tomas Tranströmer
Überfließende Himmel verschwendeter Sterne
Überfließende Himmel verschwendeter Sterne
prachten über der Kümmernis. Statt in die Kissen,
weine hinauf. Hier, an dem weinenden schon,
an dem endenden Antlitz,
um sich greifend, beginnt der hin-
reißende Weltraum. Wer unterbricht,
wenn du dort hin drängst,
die Strömung? Keiner. Es sei denn,
daß du plötzlich ringst mit der gewaltigen Richtung
jener Gestirne nach dir. Atme.
Atme das Dunkel der Erde und wieder
aufschau! Wieder. Leicht und gesichtlos,
lehnt sich von oben Tiefe dir an. Das gelöste
nachtenthaltne Gesicht gibt dem deinigen Raum.
Rainer Maria Rilke
1. Mose 8-9
Gott sah an Noah, den er gerettet hatte, und sprach:
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde. Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren auf Erden bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden.
Und ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Sintflut und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.
Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig:
Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.
Lied: Amazing grace
Station 5: Reflektion des Lichtkreuzes
Reflektion des Lichtkreuzes
Ein anderer Blick auf das Lichtkreuz und das alte Holzkreuz. Farbig zeichnet sich das Lichtkreuz ab am Gewölbe. Spiegelungen ergeben sich am Boden, an der Decke. Das farbige Kreuz, es spielt mit der Dunkelheit. Es ist in Bewegung. Es bleibt der Sieger über die Nacht, so wie das Leben siegt über den Tod.
Im Schatten des Holzkreuzes ahnen wir aus dieser Perspektive den, der da hängt. Den, der die Arme ausstreckt, segnend selbst noch im Tod. Er ist da. Er bleibt der Sieger.
Die Himmelsleiter, sie beginnt hier. Heute. Für uns. Für dich. Jesus lädt dich ein. Der Himmel steht dir offen. Er breitet segnend die Hände aus – für dich. Die Schatten deines Lebens sind nicht mehr grau. Sie werden bunt.
Farbige Schatten
Farbige Schatten spielen am Firmament.
Bunte Bögen blühen.
Der Himmel ist bunt.
Gottes Liebe leuchtet.
Der Himmel ist bunt
Bunt sind die Menschen, die den Himmel bewohnen.
Bunt sind die Tiere, die Erde, das Gras.
Bunt und voll Leben, voll Liebe, voll Hoffnung.
Bunt ist der Himmel, bunt und voll Spaß.
Lachend erheben die Kinder die Stimmen,
keines muss mehr den Hunger erfahrn.
Freudig singen die Engel im Himmel,
vergnügt und erlöst, das ist Gottes Plan.
Gott selbst erscheint und wohnt unter ihnen.
Die Farben, sie strahlen noch prachtvoller heut.
Selbst Schatten sind bunt und wollen ihm dienen.
Das ist Gottes Plan: Dass alles gedeiht.
Lied: Dein Segen leuchtet in der Nacht
Station 6: Auferstehungsbild Altar
Altarbild
Noch sind wir in der Passionszeit verhaftet, doch dieses Altarbild von Adolf Kleemann, es weist uns darüber hinaus: Jesus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Er fährt auf in den Himmel. Er bereitet den Weg für uns. Er bleibt der Sieger.
Farbenfroh auch hier der Hintergrund. Die Farbe siegt über das Dunkel. Das Leben siegt.
Die blaue Ampel
Man erzählt sich, die Ampel vorm Domplatz in Mailand
stellte eines Tags all ihre Lichter auf blau.
Soll man gehn? Soll man stehn? Soll man fahrn oder warten?
Was soll blau nur bedeuten? Daraus wurde keiner schlau.
Dieses Blau war noch schöner als der Mailänder Himmel.
Wie die Tinte des Dichters für ein Frühlingsgedicht.
Wie ein Kirchenglasfenster, von der Sonne erleuchtet.
Lapislazuliblau mit etwas Wasser vermischt.
Doch die Leute verfluchten das Verkehrsministerium,
die Regierung, die UNO, überhaupt diese Welt.
Ein Verkehrspolizist blies die Pfeife und tobte.
Und ein andrer hat schnell ihren Strom abgestellt.
Doch bevor sie verlosch, dachte die blaue Ampel:
Ach ihr Armen, sicher hat euch noch keiner erzählt:
blau bedeutet: Die Straße ist jetzt frei in den Himmel.
Wenn ihr wollt, könnt ihr fliegen, falls der Mut euch nicht fehlt.
Gerhard Schöne
Die Osterbotschaft
Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht umherlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat.
Karl Barth
Lied: Weitergehn
O unvertrauter Gott
O unvertrauter Gott,
wir suchen Dich an Orten,
die Du schon verlassen hast,
und sehen Dich nicht,
selbst wenn Du vor uns stehst.
Gib, dass wir Dich in Deiner Fremdheit erkennen
und uns nicht an vertrauten Schmerz klammern,
sondern frei sind,
die Auferstehung zu verkünden,
im Namen Christi.
Janet Morley
Jesaja 40: Ihr seid mein Volk
Tröstet, tröstet mein Volk,
die Traurigen nehmt in die Arme,
denn alle Knechtschaft hat ein Ende,
alle schuld ist vergeben,
alle Sünde ins Meer geworfen.
Es ruft eine Stimme
durch die wüsten Zeiten:
Bereitet unserem Gott einen Weg,
baut eine Bahn durch die Steppen.
Die Lebenstiefen sollen überbrückt,
die Berge und Hügel,
die Hindernisse und Schwierigkeiten
sollen überwunden werden;
denn unser Gott kommt unaufhaltsam.
Mit wem wollt ihr Gott vergleichen?
Wisst ihr‘s denn nicht?
Hört ihr denn nicht?
Ist es euch nicht von Anfang an verkündigt?
Was habt ihr gelernt seit der Erschaffung der Erde?
Macht eure Augen auf und seht:
Wer hat dieses alles erschaffen?
Warum sprichst du:
Mein Leben ist Gott verborgen,
und meine Sehnsucht nach Recht und Gerechtigkeit
geht an meinem Gott vorüber?
Weißt du nichts?
Hast du nichts gehört?
Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat,
der die Welt in den Kosmos bettete,
wird nicht müde und matt,
mit seinen unerforschlichen Gedanken
uns Menschen zu beschützen.
Er gibt den Müden Kraft
und stärkt die schwachen Seelen.
Und die sich so auf Gott verlassen,
erfahren neue Kraft.
Sie bekommen den Schwung,
als hätten sie die Flügel eines Adlers.
Sie laufen und geben nicht auf,
sie gehen durchs Leben – und werden nicht müde.
Hanns-Dieter Hüsch
Lied: Der Müden Kraft
Ostersegen
Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.
Geht in euer Leben, voller Kraft.
Liebt und streitet, lacht und weint,
lebt jeden Tag voll großer Leidenschaft.
Also geht. Gehet eure Wege.
Füllt die Tage, die er euch geschenkt.
Nutzt eure Gaben, bringt die Welt zum Blühen!
Denn alles kommt von dem, der Erd und Himmel lenkt.
Und nun geht. Das Leben ist voll Wunder.
Und selbst der Tod ist nunmehr nur ein kleines Tor.
Aus allem Dunkel, allen Trauerfalten
spitzt heut das Licht von Gottes Liebe vor.
Ich bin Mose
Texte aus den ersten zehn "Klängen in der Nacht" finden Sie im Buch:
"Ich bin Mose. Kirchliche Kunstwerke erzählen" von Heiko Kuschel, ISBN 978-3-7347-4264-4, 7,90 €
www.ichbinmose.de