Predigt zu Erntedank: Dankbar, fröhlich und zuversichtlich

Predigt zum Erntedankfest am Samstag, 2.10., in Sennfeld

Text: 2. Kor 9, 6-15

Liebe Gemeinde!

Unser heutiger Predigttext stammt aus dem 2. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 9. Paulus war ja schon lange unterwegs im ganzen Mittelmeerraum, gründete Gemeinden überall, hielt Kontakt über Briefe, ermutigte, ermahnte die Gemeinden. Ein großer Netzwerker seiner Zeit – und ein sehr erfolgreicher.

Eines war ihm immer sehr wichtig. Egal, wohin er kam: Er sammelte Spenden für die Gemeinde in Jerusalem. Für „die Heiligen“, wie er sie nennt, das kommt nachher auch im Predigttext vor. Diese Urzelle des Christentums in Jerusalem, sie sollte unbedingt unterstützt werden, denn offenbar waren viele von ihnen sehr arm. Aber von ihnen ging doch die frohe Botschaft aus, die alle anderen Gemeinden überhaupt erst ermöglicht hatte. Und diese Gemeinden, sie sollten gewissermaßen ein wenig zurückgeben durch ihre Spenden. Ganz nebenbei pflanzte Paulus durch diese Kollekten etwas ins Bewusstsein der ersten Christinnen und Christen, das bis heute weiterwirkt: Wir gehören zusammen. Weltweit. Wie sich das auf internationale Beziehungen auswirkt, brauche ich am Sitz der Indiohilfe Peru, glaube ich, nicht weiter zu erklären. Paulus hat’s genauso gemacht.

Kurz vor unserem heutigen Predigttext kündigt er seinen Besuch an, erzählt vom großen Sammlungserfolg in Makedonien und bittet die Gemeinde, schon mal mit dem Sammeln anzufangen, damit dann wirklich ein ordentlicher Batzen Geld zusammenkommt und es nicht peinlich wird für die Gemeinde, weil sie so knausrig wirkt.

Wenn ich mit den Makedoniern komme
und euch unvorbereitet finde,
das wäre doch peinlich für uns –
um nicht zu sagen: für euch.
5 Ich hielt es also für nötig, die Brüder zu bitten,
schon einmal zu euch vorauszureisen.
Sie werden die von euch angekündigte Spende
bereits im Voraus einsammeln.
Dann liegt nachher wirklich
eine großzügige Spende bereit
und nicht nur ein Betrag, der von Geiz zeugt.

So schreibt er direkt vor unserem Predigttext. Und dann geht’s weiter:

6 Das aber sage ich euch:
»Wer spärlich sät, wird spärlich ernten.
Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.«
 7 Jeder soll so viel geben,
wie er sich selbst vorgenommen hat.
Er soll es nicht widerwillig tun und auch nicht,
weil er sich dazu gezwungen fühlt.
Denn wer fröhlich gibt, den liebt Gott.
 8 Gott aber hat die Macht,
euch jede Gabe im Überfluss zu schenken.
So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit
alles, was ihr zum Leben braucht.
Und ihr habt immer noch mehr als genug,
anderen reichlich Gutes zu tun.
 9 So heißt es ja in der Heiligen Schrift:
»Er verteilt Spenden unter den Armen.
Seine Gerechtigkeit steht fest für immer.«
 10 * Gott gibt den Samen zum Säen
und das Brot zum Essen.
So wird er auch euch den Samen geben
und eure Saat aufgehen lassen.
Euer gerechtes Handeln lässt er Ertrag bringen.
 11 Er wird euch so reich machen,
dass ihr jederzeit freigebig sein könnt.
Und aus eurer Freigebigkeit
entsteht Dankbarkeit gegenüber Gott,
wenn wir eure Gaben überbringen.
 12 Denn die Ausübung dieses Dienstes
lindert nicht nur den Mangel,
an dem die Heiligen leiden.
Sie ist auch deshalb so wertvoll,
weil sie große Dankbarkeit gegenüber Gott bewirkt.
 13 Weil ihr euch in diesem Dienst so bewährt habt,
werden sie Gott loben.
Denn daran sehen sie, dass ihr euch gehorsam
zu der Guten Nachricht von Christus bekennt.
Und an eurer Freigebigkeit merken sie,
dass ihr mit ihnen und allen Gemeinschaft haltet.
 14 Und wenn sie für euch beten,
werden sie das voll Sehnsucht nach euch tun.
Denn sie haben erkannt,
dass Gott euch in so reichem Maße
seine Gnade geschenkt hat.
 15 Dank sei Gott für seine Gabe,
die so unbeschreiblich groß ist!

»Wer spärlich sät, wird spärlich ernten.
Und wer reichlich sät, wird reichlich ernten.«

Nun ja, wenn das mal immer so einfach wäre, liebe Landwirte. Ihnen brauche ich nichts zu erzählen von Dürresommern, von Düngeverordnungen, von Bürokratie, von viel zu niedrigen Lebensmittelpreisen und und und. Wer reichlich sät, wird reichlich ernten? Nun ja, wenn wir ehrlich sind, will Paulus hier ja gar nicht so genau auf die Situation der Bauern eingehen. Er will die Gemeinde nur dazu ermuntern, möglichst reichlich zu spenden. Und das macht er doch eigentlich ganz gut, oder nicht?

Wer fröhlich gibt, den liebt Gott.
 8 Gott aber hat die Macht,
euch jede Gabe im Überfluss zu schenken.
So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit
alles, was ihr zum Leben braucht.

Also: Gebt nur reichlich. Macht euch keine Sorgen um eure eigene Zukunft. Gott wird euch schon geben, was ihr zum Leben braucht.

Wir sitzen heute hier in der reich mit Erntegaben geschmückten Kirche – und wissen doch: Es sieht nicht überall so aus. Es gibt auch hier bei uns Menschen, die nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, und selbst denen geht’s im weltweiten Vergleich noch gut. Nach wie vor verhungern Menschen auf der Welt. Eltern müssen verzweifelt zusehen, wie ihre Kinder immer weniger werden und sterben. Und gerade auch in Peru haben viele von Ihnen ja gesehen, wie die Situation in anderen Ländern sein kann.

So habt ihr in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit
alles, was ihr zum Leben braucht?

Für uns mag das gelten. Für andere eher nicht. Und Gott macht eben nicht mit einem Fingerschnippen alles wieder gut. Er beendet nicht den Hunger, nicht die Klimaerwärmung, nicht den Hass einiger Menschen auf bestimmte Bevölkerungsgruppen. Gott beendet nicht die Streitigkeiten und die Gewalt in den Familien. Ich könnte noch viele, viele weitere Beispiele bringen für Dinge, wo Gott doch bitteschön mal eingreifen, was verändern sollte.

Gott tut etwas anderes: Er gibt uns unser Leben. Er gibt uns Möglichkeiten, etwas zu ändern. Er gibt uns die Freiheit, das zu tun, was wir für richtig erachten. Es ist unsere eigene Entscheidung, unsere eigene Freiheit, was wir damit anfangen. Fröhlich und frei sollen wir helfen, wo wir können. Nicht miesepetrig mal 50 Cent abknapsen.

Jeder soll so viel geben,
wie er sich selbst vorgenommen hat.
Er soll es nicht widerwillig tun und auch nicht,
weil er sich dazu gezwungen fühlt.
Denn wer fröhlich gibt, den liebt Gott.

Trotz aller Probleme blicken wir heute, am Erntedankfest, dankbar zurück auf das, was wir bekommen haben. Auf die Ernte. Auf unsere Erfolge und auch manche Misserfolge.

Paulus zeigt uns: Wir können dankbar, fröhlich und zuversichtlich etwas tun, um Missstände in der Welt zu ändern. Wir können dankbar, fröhlich und zuversichtlich dazu beitragen, dass die Welt eine bessere wird.

Gerade wir Christinnen und Christen sind weltweit vernetzt. Und wir sind viele. Wir sind Milliarden weltweit. Wer, wenn nicht wir, könnte Dinge zum besseren ändern?

Bei allem Vertrauen darauf, dass Gott eines Tages die ganze Welt vollenden wird und ein Reich errichten wird, in dem es kein Klagen, keine Tränen, kein Leid mehr geben wird: Bis dahin sind wir es, die an diesem Ziel arbeiten können und sollen. Mal mit Geld, mal mit persönlicher Zuwendung, mal mit einer kleinen oder großen Tat, mal durchs Gebet. Dankbar, fröhlich und zuversichtlich können wir kleine Samenkörner der Mitmenschlichkeit säen. Reichlich säen, damit wir reichlich ernten können. Weltweit vernetzt, in dem Bewusstsein: Wir gehören zusammen. Wir sind der eine Leib Christi.  Dankbar, fröhlich und zuversichtlich lassen wir die Mitmenschlichkeit und damit diese Welt erblühen.

Amen.