Predigt am Sonntag Reminiscere: Jesus - der Fremde

Liebe Gemeinde!

„Gott und Mensch“, das ist das Thema des Sonntags Reminiscere. Ein ziemlich kompliziertes und schwieriges Thema. Wie können wir Gott nahe kommen? Was erwartet er eigentlich von uns? Wie sollen wir unser Leben gott-gefällig gestalten? Es ist ja wirklich nicht so, dass die Bibel auf alle heutigen Fragen eine passende Antwort hätte. Atomkraft, Fertiglasagne und lebensverlängernde Maßnahmen im Alter gab's damals einfach noch nicht, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Aber auch viel konkreter für's eigene Leben: Was ist Gottes Wille für mich? Welche Entscheidung soll ich treffen, manchmal an entscheidenden Punkten im Leben?
Meistens antwortet Gott ja nicht so wirklich direkt auf unsere Fragen, Bitten, Klagen. Vielleicht erkennen wir im Nachhinein manches, was uns geschehen ist, als eine Botschaft von Gott, aber sicher können wir uns nie sein.

Ansprache beim MehrWegGottesdienst 17.2.2013: Überraschung!

- heute leider keine Aufnahme zum Nachhören -

Überraschung!

Ja, ich muss gestehen, der Papst hat mich überrascht. Und dass ich mal eine so wichtige Neuigkeit aus diesen Monitoren in der Stadtgalerie zuerst erfahren würde, hat mich fast noch mehr überrascht. Diese Überraschung ist Benedikt XVI wirklich gelungen. Lange geplant, so wie es aussieht, nun bekannt gemacht worden.

Manche finden's gut und richtig, manche können sich gar nicht damit abfinden. Unbequem ist es auf jeden Fall. Wir müssen uns auf Neues, Ungewohntes einstellen. Den gewohnten Trott verlassen. Neue Wege gehen, wo die alten doch vielleicht ganz bequem waren. Und was kommt nach? Vielleicht endlich mal ein Papst, der die Erneuerung der katholischen Kirche vorantreibt, wie manche meinen? Oder einer aus Afrika, der dann überraschenderweise für uns Deutsche noch viel konservativer wirkt als Benedikt XVI? Überraschung führt zu Unsicherheit.

Sexismus in der Werbung. Ein offener Brief an Redcoon

Sehr geehrter Herr Heckel,
sehr geehrter Herr Oerter,

heute bin ich zufällig im Internet auf Ihre Werbekampagne für redcoon gestoßen. Eines hat diese Kampagne tatsächlich erreicht: Ich habe mir alle Ihre Werbespots und die gesamte so genannte „Villa“ angesehen. Allerdings nicht, weil sie mir so gut gefallen hat – sondern weil ich fassungslos da saß und es einfach nicht glauben konnte, in welchem Maß Frauen hier auf ihre äußeren Vorzüge reduziert werden – und sich dafür leider auch hergeben.

Predigt am Sonntag Septuagesimae: Barmherzig leben

Liebe Gemeinde!

Ach, die Geschichte kenn ich doch! Das ist doch die mit dem kleinen Zöllner, Zachäus, der auf einen Baum stieg und dann sein Leben geändert hat. Ungefähr so war meine erste Reaktion, als ich den Predigttext für heute zum ersten Mal kurz überflog.

Aber nein: Das ist sie ja gar nicht! Es geht hier nicht um den Zöllner Zachäus. Es geht möglicherweise überhaupt nicht um einen Zöllner, denn der Evangelist Matthäus schreibt nur: „Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen“. Ob der Zöllner war oder nur zufällig gerade da herumsaß – das wird gar nicht beschrieben. Nur das wissen wir von ihm: Jesus sagte „Folge mir!“ - und er folgte ihm nach. Ja, natürlich liegt es nahe, dass dieser Matthäus ein Zöllner war. Und dass Jesus, ähnlich wie bei der Geschichte von Zachäus, bei ihm eingekehrt ist. Aber sicher ist es in dieser Geschichte nicht. Denn der heutige Predigttext legt seinen Schwerpunkt ganz woanders. Heute geht es um diese durchaus wichtige Frage der Pharisäer: „Warum geht Jesus zu den Zöllnern und Sündern und nicht zu uns? Hätten wir es nicht viel mehr verdient? Ständig haben wir uns angestrengt, unser ganzes Leben dem Glauben und Gott gewidmet, und dann kommt dieser Wanderprediger daher und – lässt uns links liegen. Das kann doch nicht sein. Stattdessen geht er zu denen, die sich von Gott entfernt haben. Zu den Sündern. Zu den Zöllnern, die gemeinsame Sache mit den verhassten Römern machen.
 

Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias: Wir sind Bettler, das ist wahr

Liebe Gemeinde!
Als Martin Luther starb, fand man auf seinem Schreibtisch einen letzten Satz, kurz vor seinem Tod geschrieben: „Wir sind Bettler, das ist wahr“. Es ist wie ein Vermächtnis, dieser Satz. Wir sind Bettler: Wir haben nichts, womit wir vor Gott bestehen könnten. Wir können ihm nichts geben. Wir können nur dankend empfangen. Das war es, was Luther ein Leben lang den Menschen predigte: Wir sind Bettler, das ist wahr.

Predigt: Himmel auf Erden

Liebe Gemeinde!

Ich hoffe sehr, dass Sie gestern einen richtig schönen Abend hatten. So, wie es halt das Klischee ist: Im Kreis der Familie, gutes, aber einfaches Essen, Geschenke, vielleicht ein wenig Musik. Kerzenlicht, alle freuen sich.

Ja, danach sehnen wir uns. Ich glaube, es ist gar nicht so sehr ein Klischee, sondern eine Sehnsucht. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt. Einer Welt, in der es keinen Streit gibt und keine Eifersüchteleien. Einer Welt, in der man sich einfach fallen lassen kann, zur Ruhe kommen kann, die Gemeinschaft mit anderen genießen kann. Ein Stück Himmel auf Erden.

War es bei Ihnen so, gestern? Wenn ja: Herzlichen Glückwunsch. Wenn nein: Machen Sie sich nichts draus. Das ist doch normal, und dieses Bild von der heilen Familie, das macht einem höchstens ein schlechtes Gewissen, wo gar keines nötig wäre.

Wir Esel - Predigt Heiligabend 2012

Liebe Gemeinde!

So ein Esel! Wie kann er nur sagen: „Das ist mein Stall!“ - und will keinen Platz machen, ausgerechnet für Jesus! Wie kann er nur – so denken wir.
Aber stellt euch mal vor: Heute abend, mitten in der Bescherung, klingelt es an der Tür, ein Mann und eine hochschwangere Frau stehen davor und fragen, ob sie bei euch übernachten dürfen. Würdet ihr euer Schlafzimmer für die beiden hergeben? Heute Nacht woanders schlafen, bei der Schwester, beim Bruder oder vielleicht bei den Eltern? Also, ich weiß nicht. Für wildfremde Menschen, die da plötzlich an der Tür stehen?

Predigt am 3. Advent: Tröstet, tröstet!

Liebe Gemeinde!

Fassungslos hören wir die Nachrichten aus den USA. 20 Kinder in einer Grundschule erschossen, dazu die Erwachsenen und der Täter. So viel Morden, so viel Trauer. Wieder einmal fassungslos, möchte ich sagen. Denn es scheint niemals aufzuhören in unserer Welt: Der Strom der schlechten Nachrichten. Fukushima. Überschwemmungen. Erdbeben. Hunger. Kriege. Amokläufe. Und jedes Mal bleiben da Menschen zurück, die nicht nur für ein paar Tage fassungslos sind, so wie wir. Sondern die irgendwie mit dem Verlust fertig werden müssen. Die irgendwie weiterleben müssen mit ihrer Trauer, ihrer Angst, ihrem Zorn und oft auch mit dem Hass auf die Täter.

Wagenkirche: Ist das Christkind die Tochter vom Nikolaus?

Mensch Heiko, ein Durcheinander im Advent. Sinterklaas, Lucia, Barbarazweige, die mir um die Ohren gehauen wird.

Da hast du recht. Wir müssten mal einen Crashkurs Weihnachtsbräuche anbieten.

Na, jetzt direkt vor dem Weihnachtsmarkt kommt das gut. Also legen wir los.

Der Weihnachtsmann ist nicht der Nikolaus, sondern eine Erfindung von Coca Cola.

Predigt am 1. Advent: Still werden

Liebe Gemeinde!

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging“ - diese Geschichte kennen wir und sicher freuen sich schon viele von uns darauf, diese Worte am Heiligen Abend wieder zu hören. Aber das, was davor alles passierte, das gerät manchmal ein wenig in Vergessenheit. Vielleicht erinnern Sie sich noch an Zacharias? Ein alter Mann war er, Priester am Tempel, und auch seine Frau war nicht mehr die allerjüngste.