Nicht erschrecken!

Nun ist das neue Jahr auch schon bald wieder zwei Wochen alt. Die Rück- und Ausblicke sind vorbei. Selbst die Neujahrsempfänge dürften mittlerweile schon ziemlich rum sein. Für die Citykirche beginnt das zweite Jahr. Nach einem, hm, Findungs- und Orientierungsjahr geht es nun richtig los: MehrWegGottesdienst, „Kirchen-Sprechstunden“, Gebetszeiten, Offenes Singen von neuen Liedern und noch einige andere Ideen sollen in diesem Jahr verwirklicht werden. Eines der nächsten Projekte wird eine kleine ökumenische Broschüre sein, die Veranstaltungen in und zur Passionszeit in Schweinfurt zusammenfasst. 

Wie wird das neue Jahr? Auf jeden Fall spannend. Mancher blickt im Moment vielleicht eher sorgenvoll in die Zukunft. Egal, ob das an der familiären Situation liegt oder an der wirtschaftlichen Lage. Und oft sind diese Sorgen ja durchaus begründet. 

Jesus sieht das trotzdem anders. Mit einer faszinierenden, ja geradezu radikalen Unbekümmertheit geht er durchs Leben. Weist seine Zuhörer in dem berühmten Gleichnis auf die Lilien auf dem Feld hin, die nicht arbeiten und für die Gott doch sorgt. Seine Botschaft: Gott sorgt für uns. Und auch die Jahreslosung, die über diesem Jahr 2010 steht, sagt uns: Habt keine Angst!


„Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“ (Johannes 14, 1)

So sagt Jesus. Und das ist bei ihm nicht einfach so ein Larifari-Spruch. Da geht's ums Sterben und ums ewige Leben in diesem Abschnitt. Das ist eine Stelle, die ich bei fast jeder Beerdigung vorlese.  

Auch Jesu Leben war nicht immer nur eitel Sonnenschein. Wir wissen, wie er starb: Als Verbrecher verurteilt am Kreuz. Und trotzdem sagt er uns: Habt keine Angst. Es gibt ein Vertrauen, das tiefer geht als alles. Tiefer sogar als die Angst, das Leben zu verlieren – denn ihr könnt es gar nicht verlieren, wenn ihr auf Gott vertraut. 

Nun meldet sich aber wirklich mein Verstand. Wie ist das denn mit den vielen Menschen, die wirklich nicht genug zu essen haben? Alle paar Sekunden stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger und Unterernährung. Sorgt Gott für die etwa nicht? Ist ihm das egal?

Eine wirklich befriedigende Antwort darauf habe ich nicht. Nur so viel: Unsere Erde könnte locker alle Menschen auf ihr ernähren. Sogar noch etliche mehr. Wenn wir, die Reichen, bereit wären, ein wenig zu verzichten und zu teilen. Wenn wir bereit wären, die Konsequenzen aus der Wirtschaftskrise zu ziehen, weltweit ein Wirtschaftssystem aufzubauen, das wieder den Menschen dient und nicht nur der Vermehrung von Geld für die, die es eh schon haben. Da wünsche ich uns mehr Mut und Phantasie, so wie es auch Bischöfin Käßmann für die Überwindung des Kriegs in Afghanistan gefordert hat.

Mut und Phantasie: Für die Überwindung der weltweiten Probleme. Aber auch für die Überwindung unserer ganz alltäglichen Probleme und Sorgen. Trauen Sie sich in diesem Jahr. Gehen Sie neue Wege. Haben Sie keine Angst.

„Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich.“  

Comments

Sehr richtig, was Sie da schreiben. Möchte im Grunde gar nicht widersprechen. Aber mir kommt bei derartigen Äußerungen immer das ungute Gefühlt hoch, dass da eine (in meinen Augen) unerlaubte Einmischung der Religion/Kirche in die Politik getan wird. Würde es nicht reichen einfach zu sagen: "Dies ist mein Gebot: Liebet einander, wie ich euch geliebt"?