Predigt beim MehrWegGottesdienst: Eine Kirche voller Samstage

Text Markus 10, 46-52

Was willst du? Was soll ich für dich tun?

Boah ey. Was für eine Frage.

Ja, manchmal, da hast du diesen einen Wunsch.

Wenn dir was ganz Grundlegendes fehlt.

Trinken, Essen, Gesundheit,

ein Dach über dem Kopf.

Bei Bartimäus war’s klar:

„Dass ich sehen kann“.

Natürlich, das fehlte ihm am meisten.

Und wenn du selbst krank bist, in Not bist

– oder jemand, der dir nahe steht –

dann kommt dieser Gedanke zuerst:

Dass ich laufen kann!

Dass diese belastende Situation sich löst!

Dass ich mich aus meinen dunklen Gedanken befreien kann!

Ach Rabbuni, dass ich sehen kann.

Was willst du? Was soll ich für dich tun?

Wenn ich über diese ersten, ganz grundlegenden Bedürfnisse hinaus denke – was würde ich dann wünschen?

Vielleicht, vielleicht würde ich mir wünschen, mehr wie das Sams zu sein.

Das Sams: Frech, wild, unangepasst.

Pfeift auf Konventionen.

Erfüllt Wünsche. Einfach so.

Was würde so ein Sams mit meinem Leben anstellen?

Mit unserem Glauben?

Mit unserer Kirche?

Manchmal würde ich gerne Kirchensams sein.

Meine Kirche ein bisschen versamsen.

Mutiger.

Frecher.

Weniger brav.

Gut, der MehrWegGottesdienst da schon ein Schritt.

Anders Gottesdienst feiern.

Anders dem eigenen Glauben begegnen.

Aber vielleicht geht ja noch mehr.

Wenn ich mir was wünschen dürfte – für unsere Kirche.

Dann wäre das:

Dass sie nicht nur Räume füllt,
sondern Herzen berührt.

Dass sie offen ist. Für alle.
Egal woher. Egal wie viel. Egal wie laut oder leise.

Dass sie sich einmischt.
Für die, die am Rand stehen.
Die auf der Flucht sind.
Die kämpfen müssen, um über den Monat zu kommen.
Dass sie Hoffnung lebt.
Solidarisch. Hoffnungsfroh.

Bunt. Fröhlich. Erlöst.

Was willst du? Was soll ich für dich tun?

So fragt Jesus mich.

Und dich.

In so einer offenen, fröhlichen, solidarischen Gemeinschaft zu leben:

Ich glaube, das wäre mein größter Wunsch.

Rabbuni, dass ich sehen kann: Das wünscht sich Bartimäus.

Ich möchte auch sehen können, Jesus.

Ich möchte die sehen, die mich brauchen.

Ich möchte sehen, was Hoffnung macht.

Ich möchte Ungerechtigkeit sehen – und den Mut finden, dagegen aufzustehen.

Ich möchte Freundlichkeit sehen. Zärtlichkeit.

Versöhnung.

Zwischen Menschen.

Und zwischen Mensch und Erde.

Schalom. Frieden.

Ach Sams, hast du noch einen Wunschpunkt für mich?

Nein?

Dann muss ich’s halt selber versuchen.

Seid ihr dabei?

Das wäre mein größter Wunsch.

Amen.

 

Mehr zum MehrWegGottesdienst unter https://www.mehrweggottesdienst.de