Predigt beim Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule: Was ist Hoffnung?

Liebe Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer.

Jetzt feiere ich schon weit über zehn Jahre immer wieder mit Ihnen hier den Schulanfangs- und meistens auch den Schulschlussgottesdienst. Und ich freue mich immer wieder darauf.

Immer wieder habe ich mich informiert, wie es um die Landwirtschaft gerade steht. Ich habe von Ihren ganz besonderen Sorgen gehört, von Ihren Plänen, Ihren Hoffnungen für die Zukunft. Davon, dass es alles nicht leicht ist. Manchmal auch davon, dass „die Politik“ ja keine Ahnung hat.

Aber ich glaube, so ernst wie in diesem Jahr war es noch nie. So viele Krisen auf einmal hat es noch nicht gegeben.

Das ganze Jahr 2023 hindurch war es fast immer wärmer als der Durchschnitt. Gut, immerhin hat es mal wieder etwas mehr geregnet. Aber dann oft auch wieder viel zu viel auf einmal. Manchen hat es die ganze Ernte verhagelt. Vielleicht, hoffentlich, nicht Ihnen selbst, aber ich habe Videos von Feldern gesehen, da wuchs quasi nichts mehr. Sie kennen die Videos vermutlich auch.

Und dann der Krieg in der Ukraine. Explodierende Treibstoffkosten, keine Ahnung, was mit dem Getreidepreis passiert, überhaupt alles ist durcheinandergeraten. Und jetzt noch der neue fürchterliche Krieg in Israel, der wieder alles noch unwägbarer macht.

Und in all dem soll – und muss – die Landwirtschaft insgesamt umgebaut werden. Wie kann sie noch zukunftsfähig sein unter diesen Bedingungen? Wie kann mein Betrieb überleben? Wie kann ich selbst unter diesen Umständen ein vernünftiges Einkommen haben, ohne mich dafür zu Tode schuften zu müssen?

Schwere Fragen, schwere Aufgaben. Sie gehen es an in diesem neuen Schuljahr. Sie arbeiten daran, neue Wege zu finden, um Ihre Betriebe sicher und zukunftsfähig zu gestalten.

Einfach wäre es jetzt, zu sagen: „Ja schau, Gott verspricht, bei dir zu sein. Wird schon alles gut.“ Steht ja auch in der Bibel, am Ende der Geschichte von Noah und der Sintflut. Da verspricht Gott dem Noah: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22)

Aber ich glaube, das ist ein bisschen zu schnell mit der Hoffnung auf alle Probleme geschossen.

Hoffnung auf Gott bedeutet nicht: Gott macht schon alles gut, ich kann mich zurücklehnen, mein Leben läuft schon seinen Gang.

Eher werden wir uns wohl der unbequemen Aussicht stellen müssen: Es wird sich vieles verändern. Sie werden manches Neues wagen müssen, manches Altes aufgeben müssen. Weil die Welt sich verändert und wir in ihr.

Das Versprechen Gottes ist nicht: Alles bleibt, wie es ist. Das Versprechen Gottes, das ist: Egal, was passiert – ich bin bei dir. Im tiefen Tal, so wie es der bekannte Psalm 23 beschreibt. Aber auch dann, wenn es dir gut geht, wenn du Erfolg hast, wenn du etwas gewagt hast und es ist geglückt. Gott sagt: Ich bin da. Wenn dir das Lernen hier leichtfällt oder wenn du kurz vorm Aufgeben bist. Auch, wenn du am Ende die Prüfung nicht bestehen solltest: Gott sagt: Ich bin da.

Wenn dein Weizen vertrocknet, die Kartoffeln verfaulen, wenn nicht mehr genug Wasser da ist für die Bewässerung oder deine Tiere erkranken – Gott sagt: Ich bin da.

Wenn du eine Rekordernte einfährst, alles super läuft, weil du die richtigen Entscheidungen getroffen hast – Gott sagt: Ich bin da.

Besonders stark erleben wir dieses Vertrauen immer wieder beim Volk Israel, das in diesen Tagen wieder einmal bedrängt ist wie selten zuvor.

Schon mehrmals in seiner Geschichte war es vor seiner Auslöschung gestanden. Damals im babylonischen Exil, grob gesagt vor 2500 Jahren. Dann nochmal kurz nach der Zeit Jesu, als die Römer den Tempel ein zweites Mal zerstörten. Dann eigentlich das ganze Mittelalter hindurch in diversen Verfolgungen und Pogromen, die in der Vernichtung von Millionen Juden im Dritten Reich gipfelte.

Doch nie haben sie die Hoffnung aufgegeben, dass Gott da ist. Dass Gott auf ihrer Seite ist.

Die Hoffnung auf Gott ist halt keine Schutzimpfung vor allem Bösen, wie es mal eine Mutter in einem Taufgespräch meinte: „Ich lasse meinen Sohn taufen, damit er nicht so oft krank wird.“ Die Hoffnung auf Gott setzt tiefer an. Auf Gott hoffen – das ist ein Grundvertrauen, dass Gott da ist. Dass ich nicht alleine bin. Dass da jemand ist, dem oder der ich mich anvertrauen kann. Jemand, der oder die mich liebt, ganz egal, wie’s weitergeht in meinem Leben.

Vieles verändert sich gerade in der Welt. Auch in Ihrem Leben, in Ihrer Arbeit. Veränderung macht Menschen oft erst einmal Angst. Das ist ganz normal, denn wir wissen ja nicht so genau, was da auf uns zukommt.

In der Bibel steht ein Satz so oft wie wohl kein anderer. Er heißt: „Fürchte dich nicht!“ Auch im 23. Psalm kommt er etwas abgewandelt vor: „Und muss ich durch ein finsteres Tal, fürchte ich kein Unglück“.

Dieses Vertrauen, dass Gott da ist, ob es Ihnen gerade gut geht oder schlecht, diese große Hoffnung, die wünsche ich Ihnen. Dass Sie spüren können:

Gott ist da.

Amen.

Foto: © Birgit Arndt / fundus-medien.de