Predigt beim Volksfestgottesdienst: Auf und nieder, immer wieder!
Ulli singt: „Auf und nieder, immer wieder, ham' mer's erst gestern g'macht, mach' mer's heut' a.“
Ulli setzt zum 2ten Mal an, dann unterbricht Heiko:
Ulli, was singst DU denn da? Willst du die Leute hier gleich wieder vertreiben?
Ulli: Nee, wieso? Das ist doch genau so ein Schunkellied, wie es die Leut im Bierzelt gewohnt sind …
Heiko: Ja schon, aber wir haben hier doch einen Gottesdienst. Da sollte es dann doch etwas gediegener zugehen. Lass lieber die Band die Lieder begleiten und die Leute singen …
Ulli: Ach Heiko. Denkst du nicht auch, dass die Menschen hier etwas Spaß vertragen könnten - bei dem, was da dauernd auf sie einströmt? Die ewig schlechten Meldungen der Presse, der Ukraine-Krieg und die ganzen Folgen, die daraus entstehen, manch finanzielle Not, die Klimaerwärmung, … und dann noch die persönlichen Probleme, das kann einen doch echt runterziehen, oder nicht?
Heiko: Ja, da hast du natürlich recht. Und als wir letzte Woche hier von Stand zu Stand gelaufen sind, haben wir ja auch so manche Sorgen erzählt bekommen. Wie viele Schausteller in der Corona-Zeit ganz aufgegeben haben. Wie schwierig es ist, wenn eine Krankheit nach der anderen kommt. Und dass das Geld einfach nicht reicht, aber die Leute natürlich über die hohen Preise meckern. Also, von „auf“ hör ich im Moment nicht viel, aber ganz viel von „nieder“.
Da ists im richtigen Leben genau wie auf den Fahrgeschäften. Da geht’s auch manchmal ganz schön rauf und runter und du wirst ziemlich durchgeschüttelt.
Ja genau. Manchmal denkst du, alles ist super, und dann geht’s plötzlich abwärts wie in der Achterbahn.
Oder es kommt eine wirklich gruselige Zeit in deinem Leben und du fühlst dich wie in der Geisterbahn. Oder du wirst von allen Seiten angerempelt wie im Autoscooter.
Auf den Fahrgeschäften kannst du dir sicher sein, dass du da heil wieder rauskommst. Im echten Leben ist das leider nicht immer so. Manche Menschen tragen ganz schön was mit sich herum. Krankheiten, Sorgen, Verluste. Und es sieht für sie so aus, als würden sie da nie wieder rauskommen.
Ulli: Ja, und dabei wollen wir hier doch von der frohen Botschaft erzählen und keine Spaßverderber sein!
Heiko: Na, dann lass dir mal was einfallen, Ulli! Du hast ja mit dem Auf und Nieder angefangen.
Ulli: Ja, mir ist da tatsächlich ein Text eingefallen, der nicht ganz so alt ist wie die Bibel. Er stammt vom Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren. Damals gab’s ja einen großen Aufbruch in der katholischen Kirche.
Also ein großes „Auf“ sozusagen.
Ja, genau!
Ja, lass mal hören.
Nur zwei Sätze aus der Einleitung von „Gaudium et Spes“, auf deutsch: Freude und Hoffnung. Ganz nebenbei: In dem lateinischen Wort „gaudium“ steckt das deutsche Wort: Gaudi. Das, was hier im großen Bierzelt dann so abgeht … Jedenfalls geht es in diesem Dokument um das Christsein von heute, also um die Antwort auf die Frage: Wie lebe ich als gläubiger Christ in der heutigen Welt?
Heiko: Na da bin ich aber mal gespannt, was du da ausgesucht hast. Hoffentlich Sätze, die die Leute hier auch verstehen.
U: Keine Angst, lieber Heiko, die sind schon verständlich formuliert. Ich zitiere einfach mal:
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“
Ähm ja. Ich glaube, das solltest du nochmal vorlesen. So einfach ist das jetzt doch nicht zu verstehen, wenn man es nur hört.
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“
Also auf gut Deutsch: Wir Christinnen und Christen sollen uns ganz besonders an die Seite der Armen und Bedrängten stellen. Und aber nicht nur mit ihnen trauern, sondern uns auch mit ihnen freuen. Ja, das gefällt mir!
Und ehrlich gesagt, machen wir da ja als Kirchen auch eine ganze Menge. Auch wenn’s nicht immer so wahrgenommen wird. Diakonie und Caritas, Beratungsangebote, Trauergruppen, der Gesprächsladen in der Innenstadt oder der Kollege, der sich jetzt für die Beschäftigten von Galeria Kaufhof einsetzt.
Ja, da gäbe es sicher viele Beispiele. Für mich gehört aber auch dazu, wie wir uns selber verhalten. Ob wir selber aufmerksam sind für das, was die anderen brauchen. Da fand ich auch die Gespräche hier an den Geschäften wichtig.
Ich finde es schön, dass Jesus sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“. Also: Jesus ist dabei, wenn ich ganz unten bin, aber auch wenn’s mir mal so richtig gut geht.
Ja genau! Nur in den schönen Momenten vergessen wir das viel zu oft, dass Jesus auch da dabei ist.
Und dann zwischendurch gibts auch mal ne Stärkung. Pommes. Bratwurst, Bier oder was auch immer.
Das machen wir im Gottesdienst ja eher symbolisch mit einem kleinen Schluck Wein und einem Stückchen Brot. Aber ja: Gott ist da. Und er stärkt uns. Wenn es uns gut geht und wenn es uns schlecht geht. Und am Ende kannst du sogar übers Wasser laufen.
Wie meinst du das denn jetzt?
Ganz wörtlich. Kostet nur ein paar Euro. Ich zeig’s dir nachher.
Muss ich mir doch mal anschauen. Egal, ob Sie heute ganz oben sind im Leben oder ganz unten oder irgendwo zwischendrin: Wir wünschen Ihnen, dass sie spüren können: Gott ist mit dabei.
Jesus sagt: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.