Auf und Ab auf der Lebensrutsche

Predigt zur Konfirmation 2009
Gochsheim, 24.5.2009
Text: Mt 28,20 Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Ich habe euch eine Rutsche mitgebracht.Zugegeben, sie ist nicht mehr ganz die neueste, die haben wir Kuschels schon seit fast 10 Jahren im Garten stehen. Aber noch immer wird sie regelmäßig benutzt. Vor allem natürlich, wenn kleinere Kinder zu Besuch sind.
Heute ist ein wichtiger Einschnitt in eurem Leben. Zumindest für die Kirche seid ihr ab heute erwachsen. Ihr dürft Paten werden. Ihr dürft an Kirchenvorstandswahlen teilnehmen – wenn denn heuer eine wäre. Wir blicken heute zurück auf die Konfirmandenzeit, aber auch voraus. Auf euer Leben, das vor euch liegt.
Diese Rutsche hier kann euch sagen, wie euer Leben wird. Ja, wirklich. Ich werde es euch zeigen.
Manchmal, da werdet ihr in eurem Leben ganz obenauf sein. Ihr habt möglicherweise auch viel dafür getan. Seid die Treppe aus eigener Kraft hochgestiegen. Ein guter Schulabschluss. Ein toller Beruf. Den Mann oder die Frau fürs Leben gefunden. Jetzt steht ihr oben. Habt Erfolg. Seid glücklich. Ihr könnt hier oben in die Ferne schauen, seht dort vielleicht auch neue Ziele. Hier oben kann mans aushalten. So kann das Leben weitergehen.
Leider gibt es im Leben oft auch das andere: Den Absturz. Auf der Rutsche macht das Spaß, runterzurutschen, deshalb passt mein Bild natürlich nicht hundertprozentig. Im echten Leben ist das schon schwieriger, wenn man plötzlich ganz unten ist. Ein guter Freund, ein naher Verwandter ist gestorben. Eine Trennung steht an. Der Job ist weg, oder ihr kriegt nach der Schule erst gar keinen. Ein Unfall oder eine schwere Krankheit verändert euer Leben grundlegend. Der weite Blick, den ihr da oben hattet, ist verschwunden. Es bleibt eigentlich nur noch die Frage: Warum musste das sein? Und oft fragen Leute dann: Wo ist denn Gott, kann oder will er mir nicht helfen?
Fragen wir doch mal Jesus, was er zu dieser Frage zu sagen hat. Seine Antwort steht ganz am Ende des Matthäusevangeliums. Matthäus erzählt davon, wie Jesus verraten wurde. Wie er gefoltert wurde und dann am Kreuz gestorben ist. Lange war Jesus sozusagen oben auf der Lebensrutsche. Die Leute strömten zusammen, wo er auftauchte. Sie nannten ihn „Meister“, er heilte viele, große Menschenmengen hörten seinen Predigten zu. Was er damals gesagt hat, das hören Christen heute auf der ganzen Welt, das lesen wir in unserer Bibel. Da war er ganz oben – und dann kam der Absturz. Verurteilt als Schwerverbrecher hängt er am Kreuz. Wo ist denn Gott, kann oder will er mir nicht helfen? Selbst Jesus fühlt sich allein gelassen. Er ruft: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Ganz unten ist Jesus. Tot. Keine Chance, dass da noch irgend etwas weitergeht. Doch als dann ein paar Frauen am Sonntag zum Grab gehen, finden sie es offen. Jesus ist auferstanden! Und dieser auferstandene Jesus, er begegnet den Jüngern. Ganz am Ende des Matthäusevangeliums, da sagt er zu ihnen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt. 28,20)
Siehe, ich bin bei euch alle Tage. Das heißt: Es ist Gott egal, ob du da oben stehst, Erfolg hast, es dir gut geht. Oder ob du hier unten bist, keine Perspektive für dein Leben mehr siehst, nicht weißt, wie es weitergehen soll. Die Leute, die hier oben sind, vergessen oft, an Gott zu denken. Wenns einem gut geht, braucht man ihn irgendwie nicht. Dann funktioniert das Leben auch so. Aber Jesus hat versprochen: Ich bin bei euch alle Tage. Also natürlich auch an den guten. Vielleicht findet ihr an solchen Tagen auch einmal einen Moment, um ein kleines Dankgebet zu sprechen: „Danke, Gott, dass es mir so gut geht! Danke für meinen Beruf, danke für ein gesundes Kind, danke für den Erfolg.“
Die Leute, die hier unten sind, die denken meistens viel öfter an Gott. Sie fragen sich: Wo ist er denn nun? Hätte er mir nicht helfen können? Wozu ist er denn Gott, wenn er unser Leben nicht zum Besten wendet? Kann er nicht oder will er nicht die Krankheit wegnehmen, die Leute strafen, die mir weh getan haben, mir einen neuen Job verschaffen, mir den Partner fürs Leben senden?
Jesus hat versprochen: Ich bin bei euch alle Tage. Also natürlich auch an den schlechten. Er ist nicht dazu da, euch alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Aber er ist da. Er weiß, wie das ist, wenn man sich ganz verlassen fühlt. Seine letzten Worte vor dem eigenen Tod waren „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Das hat Gott euch in der Taufe versprochen und verspricht es heute noch einmal neu: Dass ihr nie allein seid. Weder oben auf der Lebensrutsche, noch unten, noch wenn ihr gerade mühsam die Treppe hochklettert. Er kennt eure Gefühle. Er kennt den Erfolg und die Verlassenheit. Er kennt sogar den Tod. Er weiß, wie es euch geht. Er ist dabei.
Jesus hats versprochen: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Eines möchte ich noch anfügen. Wer schon mal bei uns vorbeigekommen ist, hat diese Rutsche nämlich mit einer ziemlich großen Wahrscheinlichkeit nicht so gesehen, wie sie jetzt steht. Sondern auf dem Kopf. Unsere Kinder – und die Nachbarskinder – haben schon lang entdeckt, dass sie sich auch prima als Klettergerüst eignet, wenn man sie umdreht. Oder dass man sie ins Planschbecken reinstellen kann. Kinder sind kreativ. Seid auch ihr kreativ mit eurem Leben. Dreht es mal völlig um. Macht was Neues daraus. Gott hat euch euer Leben nicht geschenkt, damit ihr irgendwo am unteren Ende der Rutsche versauert. Sondern damit ihr daraus etwas macht. Und ganz egal, wie rum eure Lebensrutsche steht: Das Versprechen Jesu steht fest. Ich bein bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Diese Erfahrung wünsche ich euch für euer ganzes Leben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 

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Comments

 Ich wollte es dir auf diesem Wege auch noch *schriftlich* geben: Deine Konfi-Predigt war klasse! Danke, das du deine Gruppe noch bis zur Konfirmation weitergeführt hast, obwohl du nicht mehr Pfarrer in Gochsheim warst, sondern Citypfarrer und Schulbeauftragter. Gerade kurz vor der Konfirmation war es ziemlich stressig für dich. Danke für all die Mühe!