Wort in der Mitte bei der Vesperkirche: Für Leib und Seele!

Liebe Gäste und liebe Gastgeberinnen und Gastgeber der Vesperkirche,

heute ist wirklich ein ganz besonderer Tag. Die Vesperkirche ist wieder da, und ganz viele haben daran mitgearbeitet, dafür gespendet oder einfach nur nachgefragt, wann sie denn wieder stattfindet.

„Miteinander für Leib und Seele“ ist das Motto der Vesperkirche, und das spürt man an jeder Ecke und in jeder Minute. Hier gehören Leib und Seele zusammen. So, finde ich, muss Kirche sein, muss unser Glaube sein. So erlebe ich unsere Kirche ja in vielen Zusammenhängen. Wir setzen uns ein für die Menschen. Für die, die auf der Flucht sind oder bei uns Schutz suchen. Für die, die hier bei uns in Armut leben. Für Alte, Kranke, für Obdachlose. Für Gerechtigkeit in der Welt. Und auch für den Erhalt unserer Umwelt, nicht erst seit Fridays for Future. 

„Die Kirchen sollen sich mal um das Seelenheil der Menschen kümmern und nicht immer in die Politik reinreden!“ - so höre ich oft von Leuten, die mit diesem Einsatz nicht einverstanden sind. Aber unsere Vesperkirche ist so ein Ort, der zeigt: Beides gehört zusammen. Das Wohl der Seele ist ohne das Wohl des Leibes nicht denkbar und umgekehrt. Männer und Frauen und Kinder, die aus welchen Gründen auch immer Angst um ihr Leben haben müssen, die können nicht gesund an der Seele sein, und wenn wir noch so sehr predigen und beten. Da ist Handeln gefragt. Da ist auch den Mund aufmachen gefragt. Ja, das ist manchmal hochpolitisch und gefällt nicht allen. Auch unsere Vesperkiche ist hochpolitisch, denn sie bringt Menschen zusammen, die normalerweise nichts miteinander zu tun hätten. Menschen, die froh sind, dass sie für 1,50 ein Essen kriegen. Und solche, die es sich leisten können, einen Zwanziger dafür hinzulegen oder noch mehr. Einsame und Gesellige, Junge und Alte. Alle sollen satt werden – am Leib und an der Seele.

Jesus drückt es einmal so aus: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“

Darum setzten wir uns ein. Für Menschen in Not, egal wo, egal welchen Glaubens. Wir schicken ein Schiff ins Mittelmeer, denn man lässt keinen Menschen ertrinken. Wir gehen zu den Alten und Kranken. Und: Wir feiern Vesperkirche. Wir sind Gastgeberinnen und Gastgeber. Für Sie. So, wie es Jesus gesagt hat: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“

Miteinander für Leib und Seele – das ist für mich gelebtes Christentum. Und Sie, die Gastgeberinnen und Gastgeber, Sie leben dieses Christentum. Darum soll der nach diesem Wort in der Mitte übliche Applaus heute Ihnen gelten, die Sie sich hier für andere einsetzen. Die Sie den Glauben leben und durch Ihre Taten weitergeben. 
Jesus sagt zu Ihnen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“

Amen.